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Zukunftsvisionen: 7 Science-Fiction-Romane für Philosophen

Beitragsbild Science Fiction

Fantastische, aber nicht völlig unrealistische Welten, die die Grenzen unserer Vorstellungskraft erweitern und gleichzeitig die Mysterien der menschlichen Existenz ergründen? Hier sind sieben Science-Fiction-Romane mit philosophischer Tiefe.

Science Fiction bietet als Spiegel unserer kollektiven Ängste und Hoffnungen einen faszinierenden Blick auf das, was kommen könnte, was passieren sollte, was nicht passieren darf. Sci-Fi-Romane erlauben uns, einen Blick in mögliche Zukünfte der Menschheit zu werfen, in denen Technologie und Gesellschaft sich verändert haben und Individuen auf Arten und Weisen interagieren, die uns aus heutiger Sicht seltsam erscheinen. 

Doch Science Fiction erinnert uns auch daran, dass einige Aspekte der menschlichen Psychologie und Physiologie zeitlos sind: Die Menschen der Zukunft, wie sie in den meisten Sci-Fi-Romane dargestellt werden, sind uns nicht völlig fremd, nur gerade genug, um uns zum Nachdenken über die entsprechenden Aspekte anzuregen.

Oft wird das Genre der Science Fiction missverstanden und auf bloßes Spektakel reduziert. Sicher: Aliens, künstliche Intelligenz, interstellare Reisen, Roboter und übermenschliche Fähigkeiten sind die Bausteine fantastischer Epen. Science Fiction ist jedoch auch ein exzellentes Medium für philosophische Diskussionen: Durch Settings, die fiktiv, aber denkbar sind, fordert gute Science Fiction uns heraus, über Themen wie Bewusstsein, Identität oder Ethik, über die Natur des Menschen oder physikalische Gesetze, über die Existenz oder Konstruktion von Realität nachzudenken. Oft werden wir dazu angeregt, unser Verständnis von dem, was wirklich oder möglich ist, zu hinterfragen oder uns Gedanken darüber machen, welche Zukunft wir als wünschenswert betrachten und welche nicht.

In diesem Artikel will ich sieben Science-Fiction-Romane vorstellen, die das Potenzial haben, die Sicht des Lesers auf die Welt zu verändern. Von der Interaktion zwischen Mensch und Maschine über die Erforschung unkonventioneller sozialer Ordnungen und kultureller Normen bis hin zu humoristischen Extrapolationen gegenwärtiger gesellschaftlicher Entwicklungen – diese Romane laden dazu ein, die großen Fragen des Lebens aus neuen Blickwinkeln zu betrachten.

Science Fiction: Wissenschaft plus Fantasie

Science Fiction kombiniert Wissenschaft und Fantasie, um faszinierende und oft provokative Geschichten zu erzählen. Gewisse Überschneidungen bestehen somit zwischen Science Fiction und Fantasy. Das Setting in unserer eigenen Welt ermöglicht es Science Fiction jedoch, philosophische Themen besonders effektiv zu diskutieren. Elemente in Science-Fiction-Geschichten lassen sich mehr oder weniger plausibel anhand physikalischer Gesetzmäßigkeiten erklären und erscheinen meist grundsätzlich möglich. Was in den magischen Welten des Fantasy-Genres gilt und geschieht, lässt sich hingegen, wenn man keine ausgeprägte esoterische Ader hat, in der Regel nur in begrenztem Maße auf die Realität übertragen.

An dieser Stelle muss natürlich darauf hingewiesen werden, dass auch Science Fiction Elemente enthalten kann, die nicht wissenschaftlich erklärbar sind, und es gibt Subgenres wie Science Fantasy, die ganz bewusst Elemente aus beiden Genres kombinieren. Star Wars beispielsweise könnte als “Space Fantasy” bezeichnet werden, insbesondere aufgrund des Elements der “Macht”, für die keine – oder zumindest keine glaubwürdige – wissenschaftliche Erklärung geliefert wird.

Ursprünge der Science Fiction

Die Ursprünge der Science Fiction lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Lukian von Samosatas Werk Wahre Geschichten stammt aus dem 2. Jahrhundert und beinhaltet charakteristische Sci-Fi-Merkmale wie Mond- und Planetenreisen, außerirdisches sowie künstliches Leben.

Im Zuge des technologischen Fortschritts entstanden Werke mit deutlich wissenschaftlichem Anspruch, etwa Johannes Keplers Somnium (1634), Cyrano de Bergeracs Die Staaten und Reiche des Mondes (1657) und Margaret Cavendishs The Blazing World (1666).

Doch erst im 19. Jahrhundert wurde Science Fiction in Europa populär. Mary Shelley wird mit ihrem Roman Frankenstein oft als eine der einflussreichsten Vertreterinnen des Genres angesehen. Andere bekannte Vertreter sind Jules Verne und H.G. Wells. In den USA gab es die Science Fiction vor allem in Form von Kurzgeschichten, wie zum Beispiel in den von Hugo Gernsback ab 1926 herausgegebenen Amazing Stories. Zu dieser Zeit wird Science Fiction manchmal als “Scientifiction” bezeichnet​.

Arten der Science Fiction

Es gibt verschiedene Arten von Science-Fiction, die unterschiedliche Aspekte des Genres hervorheben. Einige Werke thematisieren technologische Innovationen oder gesellschaftliche Veränderungen, während andere sich auf die Mysterien des Weltraums konzentrieren.

Zum Beispiel beschäftigen sich die Romane Last and First Men und Star Maker von Olaf Stapledon aus den 30er Jahren mit Spekulationen über die ferne Zukunft der Menschheit aus evolutionärer Perspektive beziehungsweise mit außerirdischen Zivilisationen. Jewgeni Samjatins Roman Wir aus dem Jahr 1924 hingegen hat maßgeblich zur Entwicklung der dystopischen Science Fiction, die viele spätere Autoren beeinflusst hat, darunter George Orwell mit seinem berühmten Roman 1984.

In den USA begann eine gewisse “Aufwertung” der Science-Fiction, als 1937 John W. Campbell Jr. Herausgeber des Magazins Astounding wurde. Er bevorzugte Geschichten, die Themen wie Soziologie, Politik und Psychologie behandelten, und veröffentlichte Erzählungen von Autoren wie Isaac Asimov, Arthur C. Clarke und Robert Heinlein, die später sehr erfolgreich wurden.

Einfluss der Science Fiction

Science Fiction übt, ob es uns bewusst ist oder nicht, großen Einfluss auf unsere Gesellschaft und Kultur aus. Sie prägt nicht nur die Art und Weise, wie wir über Wissenschaft und Technologie denken und diskutieren, sondern trägt auch dazu bei, unsere Vorstellungskraft zu erweitern. Sie regt uns dazu an, über die Möglichkeiten und Auswirkungen wissenschaftlicher und technologischer Innovation nachzudenken. Science-Fiction-Werke stellen, wie bereits gesagt, häufig einen kritischen Kommentar zur Gesellschaft dar und werfen entsprechende Fragen auf.

Andersherum haben viele der Konzepte und Ideen, die in Science-Fiction-Werken vorgestellt werden, Eingang in unsere Sprache gefunden. Zum Beispiel tauchte der Begriff “Roboter” erstmals in Karel Čapeks Science-Fiction-Stück R.U.R. auf. Der von William Gibson in seiner Neuromancer-Trilogie geprägte Begriff “Cyberspace” wird heute zur Bezeichnung des virtuellen Raums verwendet.

In einigen Fällen haben Science-Fiction-Werke sogar die Entwicklung neuer Technologien inspiriert. So halfen die Kommunikator-Geräte aus Star Trek bei der Konzeption und Entwicklung von Walky-Talkys, Handys und Smartphones. Arthur C. Clarkes Fahrstuhl zu den Sternen hat die Entwicklung geostationärer Satelliten beeinflusst.

Philosophie: Wieso, weshalb, warum?

Der Begriff Philosophie ist abgeleitet von den griechischen Wörtern “philo” (Liebe) und “sophia” (Weisheit). Sie ist die Disziplin, die sich auf die Erforschung grundlegender Fragen über das Leben und das Universum konzentriert. Philosophen suchen nach Antworten auf Fragen wie: Was ist Realität? Warum existiert überhaupt irgendetwas? Wie viel können wir als Menschen eigentlich wissen, wo liegen die Grenzen unserer Wahrnehmung und unserer Vorstellungskraft?

Die Geschichte der Philosophie reicht mindestens bis ins antike Griechenland zurück, wo Denker wie Aristoteles, Platon und Sokrates grundlegende Konzepte und Fragen formulierten, die zu einem großen Teil auch heute noch interessante Diskussionsgrundlagen sind. Seitdem haben sich zahlreiche philosophische Schulen und Strömungen entwickelt, die sich mit einer Vielzahl von Themen befassen, von der Ethik und der Metaphysik bis hin zu Erkenntnistheorie und Logik.

Philosophie wird oft als theoretische Disziplin wahrgenommen, doch hat sie auch einen praktischen Nutzen: Sie hilft uns dabei, zu reflektieren, kritisch zu denken, logisch zu argumentieren und unsere eigenen Werte und Erfahrungen zu hinterfragen. Sie liefert uns das Rüstzeug, um mit Unsicherheit umzugehen, ethische Dilemmata zu bewältigen und fundierte Urteile zu treffen.

In einer Gesellschaft, die immer komplexer wird, ist die Philosophie relevanter denn je. Sie ermöglicht uns, die Welt und unsere Position darin besser zu verstehen. Sie zeigt uns, dass es mehr als eine Möglichkeit gibt, die Dinge zu betrachten, und ermutigt uns, andere Perspektiven einzunehmen und nachzuvollziehen. Zudem führt uns die Philosophie manchmal zu Fragen, die uns im Alltag nie in den Sinn gekommen wären, und schafft so den Raum für neuartige Ideen.

Warum passen Science Fiction und Philosophie so gut zusammen?

Die Kombination von Science Fiction und Philosophie funktioniert, weil beide Domänen das Ziel haben, schwierige Fragen zu beantworten und die Grenzen unserer Vorstellungskraft zu erweitern. Science Fiction erlaubt es uns, alternative Realitäten und zukünftige Welten zu erkunden, und in diesen fiktiven Szenarien können die jeweiligen Vor- und Nachteile für das menschliche Leben in anschaulicher Form diskutiert werden. Science-Fiction-Autoren erfinden Umgebungen, in denen Leser die Konsequenzen futuristischer Technologie, tiefgreifender sozialer Veränderungen und ungeahnter Entdeckungen am Beispiel konkreter Figuren und Ereignisse erleben können.

Die Philosophie stellt die Grundlage für besonders effektive Untersuchungen dieser Art dar. Sie liefert die spannenden Fragen, auf die Science-Fiction-Romane eine Antwort suchen: Was bedeutet es, menschlich zu sein, wenn wir Klone oder digitale Kopien von uns erschaffen können? Wie verändert sich unser Verständnis von Moral in einer Welt, in der künstliche Intelligenz denselben sozialen Status wie menschliches Bewusstsein hat? Welchen Einfluss hat es auf eine Gesellschaft, wenn Androiden und Roboter jegliche Arbeit übernehmen, womit beschäftigt sich der von der Erwerbstätigkeit befreite Mensch den lieben langen Tag?

Science Fiction und Philosophie fordern uns heraus, uns Gedanken zu machen über Bewusstsein, Intelligenz, Leben, Menschlichkeit, Moral, Technologie und vieles mehr. Sie regen dazu an, Spekulationen anzustellen, Alternativen abzuwägen und Visionen zu entwickeln.

7 Buchempfehlungen

Nachdem wir die Beziehung zwischen Science Fiction und Philosophie beleuchtet haben, wollen wir uns ein paar konkrete Beispiele ansehen. Die folgenden sieben Romane bieten fesselnde Erzählungen, die das Futuristisch-Fantastische meisterhaft mit dem Philosophischen verbinden.

Die Zeitmaschine

H.G. Wells’ Die Zeitmaschine erzählt die Geschichte eines namenlosen Zeitreisenden, der in die ferne Zukunft der Erde reist. Dort stößt er auf die Eloi und Morlocks, zwei sehr unterschiedliche Spezies, die durch evolutionäre Prozesse aus dem Homo sapiens hervorgegangen sind. Während die kindlichen Eloi ein idyllisches, aber lethargisches und geistloses Leben an der Oberfläche führen, hausen die grässlichen Morlocks unter der Erde. Nur nachts kommen sie herauf.

Die Zeitmaschine kann für Philosophie-Begeisterte interessant sein, da der Roman Fragen über das Wesen der Zeit, die Zukunft der Erde und die menschliche Evolution aufwirft. Der Roman stellt die Zeit als vierte Dimension dar, eine Idee, die im Jahr 1895 revolutionär war. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts fand diese Vorstellung durch Einsteins Relativitätstheorie in der Physik Verbreitung. Darüber hinaus bietet Die Zeitmaschine mit der düsteren Darstellung der zukünftigen Degeneration der Menschheit, in der Dummheit beziehungsweise Grausamkeit vorherrschend sind, einen Ausgangspunkt für vielerlei Diskussionen rund um die menschliche Natur und die Werte unserer Zivilisation. Eine der späteren Episoden des Romans beschreibt anschaulich die apokalyptische Endzeit unseres Planeten.

Machines like me

Machines like me von Ian McEwan spielt in einer alternativen Version des Jahres 1982, in dem Alan Turing noch lebt und die KI-Forschung stark vorangetrieben hat. Der Roman dreht sich um Charlie, der seine Erbschaft dazu verwendet, einen der ersten menschenähnlichen Roboter, Adam, zu kaufen. Er entwirft mit Miranda, seiner Geliebten, Adams Persönlichkeit. Die Beziehung zwischen den drei Figuren wird kompliziert, als Adam und Miranda sich näher kommen als erwartet.

Philosophisch gesehen erforscht Machines like me Themen rund um künstliche Intelligenz und menschliche Identität: Was bedeutet es, menschlich zu sein? Ist es möglich, dass eine Maschine eine menschenähnliche Persönlichkeit besitzt, vielleicht sogar menschenähnliche Gefühle entwickelt? Welche moralischen Verpflichtungen hätten wir gegenüber solchen Androiden? Wie gehen wir mit Eifersucht um, wenn der Rivale kein Mensch, sondern eine Maschine ist?

Mr. Sapien träumt vom Menschsein

Mr. Sapien träumt vom Menschsein von Ariel S. Winter spielt in einer Zukunft, in der ein Großteil der Menschheit ausgelöscht ist und mehr oder weniger humanoide Roboter die dominierende intelligente Lebensform auf der Erde sind. Die Geschichte entfaltet sich in einem alten viktorianischen Herrenhaus. Der Protagonist Sapien, ebenfalls ein Roboter, bezieht eine Strandhütte an einer Klippe unterhalb des Herrenhauses. Anstatt seine Zeit dort, wie geplant, allein zu verbringen, wird er in das rätselhafte Leben der Roboter des Herrenhauses hineingezogen. Sapien ist von ihnen fasziniert und findet durch die Hausintelligenz Dean nach und nach mehr über ihre Geschichte heraus.

Der Roman stellt vor allem Fragen zu den Themen Menschlichkeit und Empathie: Die Roboter sind selbstbewusst und intelligent, und der Kontrast zwischen künstlicher und natürlicher Intelligenz wird auf erfrischende Weise in den Text eingebunden. Zudem gibt es unterschiedliche Fraktionen: Einige Roboter sind von Menschen und/oder ihren Werken fasziniert, andere verabscheuen sie. Ein zentrales Thema ist die Gefühlswelt der Roboter. Zwar handelt es sich um elektronische Maschinen, doch gleichzeitig manifestieren sie starke menschliche Emotionen und sogar so etwas wie psychische Störungen, die sehr eindrucksvoll, manchmal auch bizarr dargestellt sind.

Per Anhalter durch die Galaxis

Die “fünfteilige Trilogie” des britischen Autors Douglas Adams wurde zwischen 1979 und 1992 veröffentlicht und kann als Comedy Science Fiction bezeichnet werden. Die Handlung beginnt mit der bevorstehenden Zerstörung der Erde, die für eine intergalaktische Autobahn Platz machen soll. Der Protagonist, Arthur Dent, wird von seinem Freund Ford Prefect gerettet, der sich als außerirdischer Forscher entpuppt, und es beginnt eine chaotische Reise durchs Universum. Unterwegs begegnet Arthur einer Vielzahl skurriler Charaktere in bizarren Welten.

Die Romane stellen auf humorvolle Weise philosophische Fragen, insbesondere über den Sinn des Lebens – woraus sich die berühmte Antwort “42” ergibt, die von einem Supercomputer als ultimative Antwort auf die Frage nach “dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest” vorgeschlagen wird. (Fun Fact: Einer Theorie zufolge ist die Antwort keineswegs unsinnig, sondern bezieht sich auf das ASCII-Zeichen 42, womit ein Sternchen – also die Wildcard, ein Platzhalter für etwas beliebiges Anderes – codiert wird.) Adams spielt zudem mit der Vorstellung von Zufall und Schicksal sowie der Rolle von Erkenntnis in unserer Wahrnehmung der Welt. Das Buch verwendet Science Fiction als Medium, um das menschliche Dasein zu hinterfragen und (kritisch, aber mit einem Augenzwinkern) zu kommentieren.

Planet Magnon

Der Roman Planet Magnon von Leif Randt spielt in einer Welt, in der eine Computerintelligenz namens “ActualSanity” das menschliche Zusammenleben in einem neuen Sonnensystem organisiert. In dieser Welt gibt es keine nationalen, ethnischen, finanziellen oder religiösen Unterschiede. Menschen schließen sich stattdessen verschiedenen Kollektiven an, die auf persönlichen Idealen und Präferenzen basieren. Es gibt keine Gewalt, und die meisten täglichen Aktivitäten sind hedonistisch motiviert. Beispielsweise werden Drogen verwendet, um bestimmte Geisteszustände in kontrollierten Umgebungen zu erzeugen. Es scheint in dieser Welt jedoch ein fundamentaler Fehler vorhanden zu sein: Echte menschliche Verbindungen, so jedenfalls die zugrundeliegende These, sind ohne emotionalen Schmerz unmöglich. Ein neues Kollektiv versucht, teilweise mit radikalen Mitteln, auf diesen Umstand aufmerksam zu machen und Anhänger zu rekrutieren.

Die Hauptkollektive des Romans, die “postpragmatischen” Dolfins und die “authentischen” Hanks – das “Kollektiv der gebrochenen Herzen” –, repräsentieren grundverschiedene Ideologien. Die Dolfins versuchen, alle Konflikte zwischen Menschen durch unterkühlte technische Perfektion zu eliminieren, während die Hanks starke Emotionen zulassen, ja sogar glorifizieren. Diese Kontraste können ein spannendes Thema für philosophische Diskussionen und Reflexionen über die Natur des Menschen, die Bedeutung von Freiheit und die Rolle von Emotionen in unserem Leben darstellen.

Mich persönlich hätte noch eine ausführlichere Darstellung der übrigen Kollektive interessiert, deren Ideale nur skizziert werden, die sich aber theoretisch sehr detailliert ausgestalten ließen. Doch auch mit dem Fokus auf das Kollektiv der Dolfins und, später, das Kollektiv der Hanks ist der Roman absolut gelungen.

Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen ist ein Roman von Stanislaw Lem, einem der bekanntesten polnischen Autoren des Sci-Fi-Genres, ursprünglich veröffentlicht im Jahr 1961. Das Buch folgt dem Astronauten Hal Bregg, der nach einer 127-jährigen interstellaren Mission zur Erde zurückkehrt und eine völlig veränderte Welt vorfindet. Doch es sind nicht nur die technologischen Veränderungen, die ihn erschüttern, sondern vor allem eine grundlegende Transformation des Menschen selbst: Praktisch jeder hat sich einer Behandlung unterzogen, die jegliche Aggression eliminiert, aber auch andere menschliche Triebkräfte reduziert. Bregg, der diese Veränderung nicht durchgemacht hat, fühlt sich in der neuen Welt fremd.

Für Philosophie-Liebhaber bietet der Roman viele interessante Gedanken. Insbesondere die Frage nach den Konsequenzen einer umfassenden psychischen Manipulation sowohl für das Individuum als auch für die Gesellschaft wird spannend diskutiert: Was zunächst wie eine eindeutige Optimierung erscheint, führt bei genauerem Hinsehen zu einer Reihe vielleicht unerwünschter Nebenwirkungen.

QualityLand 

QualityLand ist eine satirische Science-Fiction-Reihe von Marc-Uwe Kling, die aktuell zwei Bücher umfasst. Der Roman spielt in der nahen Zukunft im fiktiven QualityLand, in dem Algorithmen jeden Aspekt des Lebens kontrollieren – von Beruf und Beziehungen bis hin zu Konsumentscheidungen. Die Hauptfigur, Peter Arbeitsloser, ist der einzige Mensch, der in einer nach Tech-/Marketing-Maßstäben “perfekt optimierten” Gesellschaft nicht zufrieden ist und sich gegen das System auflehnt.

Die philosophischen Themen, die QualityLand aufgreift, sind vielfältig, aber aktuell äußerst relevant. Die Romane regen zum Nachdenken an über die Rolle der Technologie in unserer Gesellschaft, insbesondere über die Vor- und Nachteile von datenbasierter Politik und Werbung. Kling behandelt Fragen hinsichtlich der Autonomie des Menschen und zum Wert der Menschlichkeit in einer von künstlicher Intelligenz dominierten Welt. 

Ich persönlich fand die “gut gelaunte Dystopie” der Romane erfrischend, die Extrapolationen gegenwärtiger Entwicklungen jedoch auch erschreckend treffend.

Fazit

Die Kombination aus Science Fiction und Philosophie ist eine hervorragende Möglichkeit, tiefgründige Fragen über den Menschen und seine Zukunft, über Technologie, Gesellschaft und Ethik auf unterhaltsame und vor allem anschauliche Weise zu diskutieren. Nicht jeder Science-Fiction-Roman eignet sich dazu gleichermaßen, doch die Empfehlungen in diesem Artikel sind sicherlich ein guter Start, um “Philo-Sci-Fi” zu entdecken.

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Welches der Bücher in diesem Artikel hat dich am meisten angesprochen und warum? Gibt es ein Science-Fiction-Buch, das du als besonders philosophisch empfunden hast und das in meiner Liste fehlt? Gibt es Romane aus anderen Genres, die dir erstaunlich philosophisch erschienen sind?

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