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Fantasie & Wissen: 8 Sachbücher für Romanautoren

Beitragsbild Sachbücher für Romanautoren

Ein guter Romanautor kann nicht nur schreiben, sondern weiß auch sehr viel. Hier sind ein paar Sachbuch-Empfehlungen für alle, die ihre Literatur aufs nächste Level bringen und sie mit noch mehr scharfen Beobachtungen und klugen Gedanken anreichern wollen.

Ein Schriftsteller, der Romane schreibt, braucht Fantasie. Zuerst muss ihm ein interessantes Setting einfallen, dann eine Reihe spannender Szenen, in denen meist irgendein Protagonist irgendein Problem löst und dabei, wie man so sagt, über sich hinauswächst. Dabei soll er ein bisschen leiden – per aspera ad astra – und, wenn es nach der durchschnittlichen Leserin geht, die Liebe seines Lebens finden. 

Das ist leichter gesagt als getan, vor allem, weil ein Roman eine gewisse Länge haben sollte und der Schreibprozess daher einiges an Zeit und Disziplin in Anspruch nimmt. Mehr, als die meisten aufzuwenden bereit sind.

Zusätzlich zu Fantasie und Disziplin benötigt ein guter Romanschriftsteller jedoch noch etwas Drittes: eine Menge Wissen in verschiedensten Themenbereichen.

Deshalb ist es nicht nur wichtig, dass er sich durch die Lektüre anderer Romane inspirieren lässt, was narrative Elemente und effektive Formulierungen betrifft, sondern gelegentlich auch ein Sachbuch zur Hand nimmt, um sich weiterzubilden.

In diesem Blogartikel möchte ich euch Sachbücher vorstellen, die ich gelesen habe und für meine Schreiberei besonders hilfreich fand.

Meine Sachbuch-Empfehlungen

Streng genommen sind es 7 Sachbücher aus verschiedenen Themenbereichen, die ich euch vorstellen werde, plus ein Buch mit humoristischen Kurzcomics, das vielleicht eher als kleiner Bonus betrachtet werden sollte. Aber das passt ja so kaum in den Titel, was?

Jetzt wisst ihr jedenfalls Bescheid.

Also, los geht’s mit …

50 Klassiker Mythen: Die großen Mythen der griechischen Antike

Griechische Mythologie ist ziemlich spannend. Und hilft auf verschiedene Weise beim Romaneschreiben.

Zum einen haben Mythen nicht umsonst die Jahrhunderte oder Jahrtausende überdauert: Etwas in diesen Geschichten ist zeitlos und spricht den Menschen auf einer Ebene an, die von vielen zeitgenössischen Werken, so aktuell und damit unmittelbar relevant sie auch sein mögen, unberührt bleibt. Wenn ihr bei eurer Geschichte nicht weiterkommt oder ein gewisser Funke fehlt, stellt die Adaption von Mythen-Elementen vielleicht eine Lösung dar. Vielleicht liefert auch bereits die nähere Beschäftigung mit den in Mythen häufig vorkommenden Archetypen euch die Inspiration, die ihr braucht.

Zum anderen sind die Figuren, Orte, Gegenstände und Kreaturen in Mythen eine hervorragende Quelle für Namen. Ein Pyromant namens Prometheus, die finstere Hadesklinge, Projekt Zerberus – da gibt’s endlos viele Möglichkeiten!

Und schließlich eignen sich Mythen für Anspielungen. Nicht jeder Leser wird sofort verstehen, was ihr meint, wenn ihr auf einen weniger bekannten Mythos Bezug nehmt, doch lassen sich auf diese Weise auch komplexe Sachverhalte oder Gedankengänge oft sehr effizient erklären und zusätzliche Bedeutungsebenen hinzufügen. Wer will, kann ja recherchieren! Es ist meine Überzeugung, dass man öfter mal für die Gebildetsten unter den Lesern oder zumindest den durchschnittlichen Leser schreiben sollte, nicht für Ignoranten und Banausen. Ihr selbst wirkt durch solche Referenzen natürlich ebenfalls verdammt klug.

Strange Planet

Hier kommt das besagte “Bonusbuch”. Na ja, eigentlich sind es sogar mehrere.

Bei Strange Planet handelt es sich um eine Sammlung kurzer Comics (oft nur eine Seite mit vier Panels), in denen sich Außerirdische unterhalten, die optisch entfernt an die typischen grauen Außerirdischen (Greys) erinnern. Das Witzige an diesen Comics ist das meist ganz alltägliche Thema kombiniert mit einer hochgradig effizienten und akademischen, gleichzeitig aber auch naiven Ausdrucksweise.

Durch diesen Kontrast wird die Absurdität vieler Dinge herausgestellt, die wir für gewöhnlich nicht hinterfragen, die aber, wie man als Leser nun also feststellt, durchaus hinterfragenswert sind.

Als Romanautor ist man – insbesondere, wenn es sich um zeitgenössische Geschichten handelt – darauf bedacht, auch Banalitäten zu beschreiben, zu analysieren und zu reflektieren. Die Perspektive eines Außerirdischen auf normale menschliche Belange, wie sie in Strange Planet zum Ausdruck kommt, kann helfen, den Blick für diese Dinge zu schärfen.

The Ape that understood the Universe

The Ape that Understood the Universe ist ein offenbar recht populäres Buch von Steve Stewart-Williams, einem Psychologen und Evolutionsbiologen – von wo aus der konsequente nächste Schritt wohl die Kombination beider Felder in die Evolutionspsychologie darstellt. 

Evolutionspsychologie ist extrem spannend!

Worum geht’s dabei?

Evolutionspsychologie befasst sich mit Erklärungen für menschliches Verhalten, die auf der Evolutionstheorie basieren. Wenn viele oder alle Menschen sich in bestimmten Situationen auf bestimmte Art und Weise verhalten, hat das ja möglicherweise etwas damit zu tun, dass dieses Verhalten in unserer Vergangenheit einmal nützlich fürs Überleben war. Die Evolutionspsychologie versucht, entsprechende Erklärungen zu finden.

Mit ein wenig Wissen über Evolutionspsychologie sollte es uns als Autoren also leichter fallen, unsere Figuren nachvollziehbar denken und handeln zu lassen, sie realistischer und nuancierter darzustellen. Insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich kann es nicht schaden, sich nicht nur Gedanken zu machen, wie Menschen aufeinander reagieren, sondern warum bestimmte Reaktionen zu erwarten sind.

Falls ihr Liebesgeschichten schreibt, sollten euch die evolutionspsychologischen Erklärungen für Geschlechterunterschiede und Präferenzen bei der Partnerwahl besonders interessieren. Doch auch für andere Genres finden sich hier wertvolle Weisheiten.

The Ape that understood the Universe ist, wie der Titel bereits vermuten lässt, einfach und unterhaltsam geschrieben. Auch Stewart-Williams bedient sich übrigens des Stilmittels der hypothetischen Beobachtung menschlichen Lebens durch einen Außerirdischen. Scheint in zu sein.

The Blank Slate

Steven Pinker – der Name dürfte wohl vielen von euch etwas sagen. Pinker ist ein renommierter Psychologe, Kognitionswissenschaftler und Autor. Bekannt wurde er vor allem durch seine Arbeiten zur Sprache und zur menschlichen Natur, etwa durch die populärwissenschaftlichen Bücher The Language Instinct und The Better Angels of our Nature.

In The Blank Slate geht es im Grunde um die Nature-versus-Nurture-Debatte. Pinker hinterfragt die in manchen Kreisen weit verbreitete Vorstellung der Tabula rasa (des “unbeschriebenen Blattes”) in Bezug auf menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten. Anhänger der Blank-Slate-Theorie glauben, dass der menschliche Geist praktisch unbegrenzt formbar ist, dass man also tatsächlich (so gut wie) alles werden kann, wenn man nur will.

Pinker hingegen argumentiert, dass ein Mensch nicht völlig frei darin ist, wie er sich entwickeln kann und wird, sondern genetische Faktoren eine wesentliche und begrenzende Rolle spielen. Er beleuchtet dabei, mit welcher “Hardware” Menschen ausgestattet sind, welche “Software” allen (oder den meisten) Menschen gemein ist und wie viel Einfluss Kultur und Erziehung tatsächlich haben.

Somit hat auch dieses Buch viel mit Evolutionspsychologie zu tun, konzentriert sich jedoch auf andere Aspekte. Wer The Ape that understood the Universe gern gelesen hat, wird auch The Blank Slate mögen, und andersherum.

Thinking, fast and slow

In Thinking, Fast and Slow legt Daniel Kahneman die Theorie dar, dass unsere Denkprozesse in zwei Kategorien fallen: schnelles, intuitives Denken (”System 1”) und langsames, überlegtes Denken (”System 2”). Diese kommen, meist unbewusst, in unterschiedlichen Situationen zum Einsatz.

Dabei geht es auch um Denkfehler in System 1, die wir entweder aus Zeitmangel oder einfach aufgrund der Beschaffenheit unserer geistigen Prozesse nicht auflösen – die Redewendung “Irren ist menschlich” kommt einem hier vielleicht in den Sinn.

Für Autoren kann dieses Buch interessant sein, da es Einsichten darüber liefert, wie Menschen Entscheidungen treffen – vor allem falsche. Das Verständnis der Dualität unserer kognitiven Prozesse kann Autoren dabei helfen, Charaktere zu schaffen, deren Gedankengänge uns sowohl in hektischen als auch in kontemplativen Momenten plausibler erscheinen.

Virtue Signaling

Virtue Signaling von Geoffrey Miller, einem weiteren Evolutionspsychologen, beschäftigt sich mit dem titelgebenden Phänomen, bei dem Menschen bestimmte Äußerungen tätigen oder Verhaltensweisen an den Tag legen, um soziale Anerkennung zu erlangen. Gelegentlich geschieht dies wider besseren Wissens, was am Beispiel des Google-Memos von James Damore illustriert wird.

James Damore war Google-Mitarbeiter, wurde jedoch nach der Veröffentlichung eines Textes, in dem er wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich der Interessensunterschiede zwischen Männern und Frauen (Letztere interessieren sich im Durchschnitt eben nicht so sehr für technische Berufe) sowie Bedenken in Bezug auf Google ideologisches Echo Chamber äußerte, gekündigt. Anschließend folgte eine größtenteils wohl rein performative Empörungswelle – eben Virtue Signaling innerhalb der linksextremen Bubble derer, die nicht wahrhaben wollen, dass Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen und die glauben, jede Abweichung von einer 50:50-Verteilung wäre auf Diskriminierung zurückzuführen.

Für Romanciers ist auch dieses Buch eine Fundgrube an Wissen, um die Motivationen und Interaktionen von Charakteren zu beleuchten und schlüssig darzustellen. Es ermöglicht ein tieferes Verständnis dafür, wie Charaktere sich in sozialen Situationen positionieren und wie sie versuchen, durch ihre Aussagen und Handlungen bei Mitmenschen zu punkten.

Von Beruf Schriftsteller

Haruki Murakami, der bekannte japanische Autor, teilt in Von Beruf Schriftsteller einige Erfahrungen und Erkenntnisse, die er über die Jahre sammeln konnte. Das Buch gibt Einblick in seinen Alltag und seine Arbeitsweise. Es behandelt Themen wie Disziplin, Kreativität und die besonderen Herausforderungen des Schriftstellerdaseins.

Das Buch ist besonders für Autoren von Interesse, die ihre eigene schriftstellerische Stimme finden und ihre Schreibfähigkeiten verbessern wollen.

Zudem beinhaltet es ein besonders interessantes Kapitel darüber, wie Murakami die Figuren für seine Romane gestaltet. Hier gibt es abermals geringfügige Überschneidungen mit den (evolutions)psychologischen Sachbüchern weiter oben, jedoch fokussiert sich Murakami als Künstler auf andere Aspekte.

Zeichen & Symbole

Das Buch Zeichen & Symbole: Ihre Geschichte und Bedeutung bietet eine umfassende Erklärung von über 2000 Zeichen und Symbolen aus verschiedenen Kulturen und Epochen. Es beleuchtet die Bedeutung, die Geschichte und die Verwendung dieser Symbole in Mythologie, Religion und Kunst. Neben zahlreichen Illustrationen gibt es einige Seiten, die sich mit bestimmten Themen im Detail befassen und eine Reihe relevanter Symbole darstellen und vergleichen.

Warum ist das hilfreich für Autoren?

Auch wenn wir es bei der Literaturanalyse in der Schule vielleicht nie glauben wollten, sind gute Romane nicht nur voller gezielt eingesetzter Stilmittel, sondern auch gespickt mit Bildern und Hinweisen, die es zu entschlüsseln gilt. Insofern hilft dieses Buch nicht nur bei der Interpretation fremder Werke, sondern auch beim Aufwerten der eigenen durch wirkungsvolle Symbolik.

Fazit

Das waren sie, meine Sachbuch-Tipps für Autoren. Viel Evolutionspsychologie, aber auch andere Themenbereiche, die euch als Schriftsteller weiterbringen. 

Natürlich könnt ihr euch auch mit völlig anderen Dingen befassen und daraus Informationen ziehen, die eure Romane nicht nur zu etwas Besonderem machen, sondern ihnen auch eine gewisse Tiefe und Plausibilität verleihen. Wichtig ist nur, dass ihr dem Leser einen über das bloße Lesevergnügen hinausgehenden Mehrwert an Wissen bietet.

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Welches dieser Bücher habt ihr schon gelesen? Welches wollt ihr jetzt lesen? Was wären eure Sachbuch-Tipps für Autoren?

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