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Only the Questions: »Gegenlicht«

Beitragsbild Only the Questions. Gegenlicht

Auch mein zweiter Roman wirft viele Fragen auf. Hier ein praktischer Überblick. (Noch ein nicht ganz so ernst gemeinter Blogartikel.)

Kapitel 1

Der Blick sprang umher: Verstecke für den Notfall, wo gab es sie? Wo schattige Nischen, Schlupfwinkel, beleuchtete Lokale mit Menschen darin? Alles in Ordnung? Wie lange mag das her sein? Aber warum denn das, um Himmels willen? Der Mantel? Einfach so? Immer noch der Alte, was? Wie lange war es her, drei Jahre, vier? Klemmt wieder? Ist es wirklich okay, wenn ich dich allein lasse? Lasst das Mädel ihre Arbeit machen, verstanden? Entschuldigen Sie bitte, haben Sie wohl eine Weinkarte? Meine Empfehlung, mein Herr? Trauen Sie denn einem Mädchen Weingeschmack zu? Was war geschehen? Vergegenwärtigte man sich, dass manche Menschen keine Wahl hatten und mit der Tätigkeit des Kellnerns ihr Leben lang auskommen mussten, bekam man da nicht Mitleid? Tag für Tag Bestellungen aufnehmen, Tabletts tragen, abräumen, ohne Aussicht auf Veränderung? Keine Veränderung, dachte sie, ist das denn wirklich so schlimm? Ein geordnetes Leben? Zu wissen, woran man war, eine klare Erwartung zu haben an die kommenden Jahre: War es nicht möglich, dass darin das Privileg einfacher Leute bestand?

Kapitel 2

Ihr fielen die süßen Cocktails ein, die sie getrunken hatte: Einen Sweet Baya zuerst, dann einen Liberté, und dann? Tequila Sunrise? Und danach? Sie ärgerte sich über den Mangel an Kreativität; andererseits: Was sollte man sich bemühen, wenn es hunderte andere gab, die sich mit dem Minimum an Höflichkeit und am Ausdruck von Intelligenz und Intellekt zufriedengaben?

Kapitel 3

Im Traum zeigten sich, so sagte man, Elemente des Vortages, deren Bedeutungen in der Nacht ergründet und verarbeitet wurden, doch was hatte es auf sich mit dem Warten an der Bushaltestelle, mit dem Aufstieg der Schildkröte, dem Absturz, der Verschmelzung von Metall und Organismus? War das nichts wert? Hätte sie in der Schule sein müssen? Hätte sie dort, dem Lehrplan unterworfen und inmitten ihrer wenig geschätzten Mitschüler, effektiver gelernt? So voll hier? Bei dem Wetter? Ach, wirklich? Du wohnst direkt hierüber? Wenn das so ist, wähle ich natürlich die private Variante– sofern dein Bad, nun ja, einigermaßen in Schuss ist? Wer macht schon so ein Angebot? Dann liegt’s an mir, ja?

Kapitel 4

Einer Statue, die nach einer Weile schließlich sprach: Was meinen Sie denn dazu, mein Herr? Mit wie viel– was war es nur? Als da wäre? Und was sagen Sie dazu? Nun, sagte er mit einem Schmunzeln, habe ich etwa Unrecht? Und das wäre? Romi, wirklich? Ha, da hätt’s dich schlimmer treffen können, was? Romi– und weiter? Habe ich den Namen nicht schon einmal gehört? Eine Dusche auch noch? Soll ich dir vielleicht noch etwas zum Anziehen leihen? Aber sollte man das nicht, bei so schicksalhaften Umständen? Wie, so einfach? Was suchst du hier?! Das Übliche?! An meiner Person hattest du eh nie Interesse, und an anderen Schwänzen mangelt’s dir nicht– also was soll’s, hä? Man darf uns auf gar keinen Fall erwischen, klar? Im Ernst? Und Romi? Hatte sie nicht ein Lächeln auf den Lippen, am Rand der Tanzfläche, einen Bermuda Rose in der Hand? Was nun?

Kapitel 7

Wohin weiter? Mitgehangen, mitgefangen? Ich könnte das Gleiche von dir erwarten, nicht? Du bist fortgelaufen? Was machen wir nun? Was meinst du? Na, hätten wir nicht versuchen sollen, rauszukommen, statt uns zu verkriechen? Aber sag mal, was würde denn schon geschehen, falls man dich erwischt? Du kannst dich einfach wieder aus dem Haus schleichen, nicht? Ist das möglich, ohne gesehen zu werden? Und wenn wir doch noch eine Weile hier bleiben? Bis sie uns vergessen haben? Wie konntest du nur? Oder etwa nicht? Das galt’s heute Abend herauszufordern, schon vergessen? Sollte ich’s als Karriere in Erwägung ziehen? Wie weit ist es noch? Gab es da etwas Schöneres, als– zumal das Wetter draußen kalt und ungemütlich war– leicht bekleidet in den Federn zu liegen, den weichen Stoff und die Wärme der frischen Bezüge auf der Haut zu spüren? Rutscht du ein Stück? He, ist das etwa mein Höschen? Bist du sicher, dass wir unsere Mäntel zurückbekommen werden? Sag mal, fragte Nova, nimmst du dir denn wenigstens Zeit für dich? Wenn ich jetzt nicht hier wäre, würdest du …? Es ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens, also was soll die Verklemmtheit? Kann man das nicht immer? Es irrt da draußen rum, verstehst du? Ist es wichtig, ob ich den perfekten Partner finde? Mir helfen? Ich höre keine Widerworte? Guten Morgen? Geht’s arbeiten? An einem Samstag? Der erste Tag eines neuen Lebens, nicht? Wie das wohl zu deuten ist? Nur keine Arbeit, hm? Hat dich Papa so gesehen? Na und? Dir gegenüber? An der langen Seite?

Kapitel 5

Warum sollte das in der Kunst nicht auch zutreffen? Weil sie von Frauen gelesen werden wollen? Weil sich androgyne Tendenzen in Künstlern und Künstlerinnen zeigen? Was die Zielgruppe betrifft, frage ich: wozu? Die Frauen– Hausfrauen wohl, wie gesagt– lesen das Werk, finden es einigermaßen vergnüglich, und tun dann was? Findest du? Was bitte tut man denn als Künstler, wenn nicht grübeln, konzipieren, strukturieren? Habe ich es nicht gut genug erklärt? Und was hätte ich inhaltlich von einem Buch zu erwarten, das du als gelungen bezeichnen würdest? Provokation ist Teil guten Schreibens? Wie kann man nur innerlich so sehr sterben, das zu hinterfragen? Aber wenn es die Menschen doch trotzdem rührt? Erläutere das: Was habe ich von Kunst zu erwarten und welche Erwartungen hat der Autor an mich als Leser? Gutes Schreiben, sagte er stattdessen, benötigt neben Ästhetik, Information und Provokation noch etwas anderes, meinst du nicht? Das da wäre? Ein neues Getränk? War das Leben nicht größtenteils Grausamkeit? Hatte ein Kunstwerk oder ein Gesetz Existenzberechtigung, das von jemandem stammte, der nicht regelmäßig den Kontakt mit gewöhnlichen Menschen suchte?

Kapitel 6

Punk, sagtest du? Und der Headliner? Lielle? Was soll das heißen? Wie bitte? War es denn eine Geschmacksfrage? Brauchte es überhaupt Instrumente und Harmonien? Reichte nicht Lärm irgendeiner Art, dazu die preschenden Trommeln? Novas Drang und Romis Maß, Novas Zuviel und Romis Zuwenig: Bildete ein solches Gegen- und Zusammenspiel nicht die ideale Grundlage für eine bereichernde Freundschaft? Und dann? Welcher? Welcher wohl? Wir? Und wie willst du die Sache angehen? Du hast also eine bestimmte Methode? Methode? Du meinst, ich halte mich zum Beispiel den ganzen Abend in seiner Nähe auf, um ihn, sobald er hersieht, demonstrativ ignorieren zu können– ich bin ja nicht wie diese Schlampen, die den Blick jedes Dahergelaufenen erwidern–, aber sicherzustellen, dass er auf mich aufmerksam wird, damit er nicht allzu irritiert ist, wenn ich im Nachhinein– nicht zu früh, nicht zu spät– über soziale Medien seine Identität herausfinde und in Kontakt trete, indem ich eine Freundschaftsanfrage sende, darauf warte, dass er sich erkundigt, wie er zu der Ehre komme? Woraufhin ich antworte, der Algorithmus habe mir– sie mimte die Erschrockene– sein Profil geradezu aufgedrängt, bis mir irgendwann, bei genauerer Betrachtung, eingefallen sei, dass man sich auf diesem Konzert neulich vielleicht flüchtig gesehen haben mag? So ungefähr, nicht? Ach, wirklich? Ist das so? Etwa nicht? Du als hübsches Mädel, glaubst du im Ernst, du müsstest dich besonders anstrengen, um einen guten Typen zu bekommen? Müsstest stark, geschickt, intelligent sein? Tja, und andersherum? Nur fragen? Was braucht’s, um einen Typen rumzukriegen? Aber muss das nicht so sein? Na, ist’s nicht so? Und als Mädels? Gibt es denn nicht so etwas wie einen Jagdtrieb? Mädchen, die sich zieren, wirken interessanter, nicht? Und als unattraktives Mädchen? Als Eins oder Zwei? Was tut man da? Nur, wer ist das schon? Woher willst du das eigentlich alles so genau wissen? Also schlag sie dir aus dem Kopf, oder muss ich das übernehmen? Und da bist du sicher, ja?! Wie? Nova? Was ging hier vor sich? Und wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht meinen Aufpasser spielen sollst? Du bist also Novalie? Und Sie sind …? Der? Nach mir? Was mag die junge Dame dazu veranlasst haben? Der Künstler lächelte schief– wie hätte er ernst nehmen können, was Nova wie einen Scherz klingen ließ? Wen kümmert’s? Mochten Nova und sie auch bereits so etwas wie Freundinnen geworden sein, welches Recht hatte Romi, Vorschriften zu machen? Interesse? Ach, tun sie das? Hörst du?! Ich finde kein Vergnügen daran, verstehst du das nicht? Wie kann man so klug sein und doch so kompliziert? Möchtest du etwas zum Überziehen? Darf es noch etwas sein? Wird Er da frech? Und wohin? Nicht lieber ins Schlafgemach, Eure Majestät? Was erlaubt Er sich?! Novalie, sagte er, ich möchte dir nicht zu nahe treten, doch da wir gerade auf diese Weise sprechen: Von Hardenberg, ist das dein tatsächlicher Name? Was denn sonst? Und Ausdruck in einer Art Rollenspiel findet? Worum handelt es sich? Um … ein Einkaufszentrum für Kreative? Für Künstler? Findest du? Wäre das nicht umso fragwürdiger? Macht?! Wie das?! Oder ist’s andersrum? Andersherum? Tja, wie erkläre ich’s? Nun, warum? Die Waffen der Frau, die ihnen selbst zum Verhängnis werden, wie Gewehre, die auch nach hinten schießen? Hörst du nicht zu? Sieh mal, sagte sie, du stimmst mir doch zu, dass es Typen in erster Linie darum geht, mit Mädels zu schlafen? Und Männer? Worin besteht denn, eurer Meinung nach, der Vorteil, ein Mann zu sein? In welchem Kontext? Um eine gut bezahlte und angesehene Position zu erlangen, sodass ihm die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts zuteilwird? Aber gibt es eine Alternative für Frauen? Eine Alternative? Es heißt: mit Liebe kochen, nicht wahr? Nur, im dafür notwendigen Verhalten, gab Elias zu bedenken, das geprägt ist von Dominanz und Egoismus, wie viel Weiblichkeit kann man sich da bewahren? Und irgendetwas geht vor sich hinter den Kulissen, meint ihr nicht? War nicht die Toilette, dachte Romi, der einzige legitime Rückzugsort der Zivilisation? Eine Ahnung von Neugier? Von Abenteuerlust? Das Gefühl, sich dem richtigen Leben, wenn auch zögerlich und auf leisen Sohlen, anzunähern? Und war nicht der Künstler da draußen, dem bisherigen Eindruck nach, ihren Vorstellungen eines anständigen, das heißt: intelligenten, höflichen, nicht schlechtaussehenden Mannes erstaunlich ähnlich? War die Begegnung nicht erstaunlich schicksalhaft, ein wunderbarer Zufall, dass man sehr zynisch sein musste, ihr keine besondere Bedeutung beizumessen? Die junge Dame möge mich nicht falsch verstehen, sagte Elias, wenn ich es so freiheraus zum Ausdruck bringe, doch wie sollte man Frauen, zumindest, was das betrifft, nicht als Objekte betrachten? Wie bitte?! Objekte?! Wie, fragte Elias, verhält sich denn deiner Meinung nach die durchschnittliche Frau, Romi? Wie sich die durchschnittliche Frau verhält …? Aber umgarnt werden willst du? Und bedient? Das denkst du doch, Elias? Ein eher männliches Interesse, fragte Nova, so wie Bier, Fußball und Maschinenbau? Du wirst doch nicht etwa eine Verfechterin des Feminismus sein, Romi? Und was, fragte Nova, wenn sie’s wäre? Wenn ich’s wäre? Weil? Das ließe der Begriff vermuten und das hätte man gern– nicht wahr? Romi stutzte: War dem etwas entgegenzusetzen? Regulierung? Nicht hypersensibel? Zwei hübsche Mädels und ein attraktiver Mann allein in einer netten Wohnung, angetrunken auf einem bequemen Sofa: Findet ihr wirklich, das ist der Zeitpunkt für Politik? Für Kritik am Zeitgeist? Wie man den Religiösen ihre Religion lassen sollte, sollte man allen Andersdenkenden ihre Meinung lassen, findest du nicht? Lassen wir es gut sein, ja? Ein Bier? Ach wirklich? Hast du eine Kamera? Und wo finde ich die? Warum, scherzte sie, als sie sich zwinkernd umwandte, zieht ihr euch nicht schon mal ein bisschen aus? Wohin weiter? Und wo war sie eigentlich? Wohin weiter, verdammt? Was willst du? Was sonst? Einer … Entschuldigung? Aber … wofür denn? Und warum nicht? Wozu das Kennenlernen, Witzeln, Flirten? Was sonst sollte der nächste Schritt sein, sagte sie im Tonfall akademischer Nüchternheit, wenn nicht das sukzessive Ablegen von Kleidungsstücken? Welche Alternative gäbe es, effizient zum Ziel zu gelangen? Ich hätte ihn nur küssen können, wäre dir das lieber gewesen? Was hast du denn von diesem Abend erwartet? Der uns flachlegen darf, mich zumindest? Was ist dabei? Und was spielt’s für eine Rolle, wie gut man sich kennt? Verstehst du? Hätte ich das ahnen können? Ich meine, guck dich an: Wer hätte das ernsthaft in Erwägung gezogen? Alles ist digital und ersetzbar geworden, nicht? Ist denn nicht die Essenz des Lebens die Entdeckung und Analyse des Neuen und die Überarbeitung des Alten? Ist das nicht der Fortschritt, dem wir verpflichtet sind? So lange ich denken kann, hatte ich eine furchtbare Abneigung gegen … Was für Situationen? Ja, warum sollte nicht jeder seinen eigenen Umgang finden, was … das betrifft? Ist es nicht im Interesse von Männern, diesbezüglich Kontrolle zu üben? Wir schweifen ab, nicht? Wie meinst du das? Wir bleiben Freundinnen? Was denkst du denn? Hör mal, sagte sie, es tut mir wirklich leid, dass ich … Dass du so ausgerastet und abgehauen bist? Ich meine, wenn ich zum Beispiel eine normale Schule besuchen müsste, wie beliebt wäre ich da wohl? Es sollte, solange niemand sonst darunter zu leiden hat, allein deine Angelegenheit, wie du diese Dinge handhabst … Aber? Es geht doch nur um Freiheit, nicht? Auch wenn du jung gewesen sein magst, wie konnte dir das nicht klar sein, verdammt noch mal? Wie kannst du denn zu Scherzen aufgelegt sein? Was spielt’s für eine Rolle? Wäre das nicht menschlich, in doppelter Hinsicht? Wissenschaftliches Interesse? Wie das? Wie wär’s, schlug sie vor, mit einer kleinen Reise? E-einer Reise? Vielleicht habe ich das bereits? Stille Wasser sind tief, räumte Nova ein, aber du? Meinst du wirklich …? Warum sollten wir ihn mitnehmen? Also …? Wie klingt das für dich? Ich will sehen, ob ich nicht– tja, was? Du sagst das zynischer, als du es meinst, nicht?

Kapitel 8

So früh heute? Ist Elias da? Frühstück ans Bett, hä? Warum bringst du’s nicht mir ans Bett, Süße? Noch einmal so einen Spruch und ich sehe mich gezwungen, Elias Mitteilung zu machen, hörst du? Was denn, keine Lust auf ein kleines Geheimnis? Tat so etwas, wenn sie dazu taugen wollte, nicht die Freundin? Die ideale Freundin, die zu spielen Palina schließlich selbst vorgeschlagen, nicht nur angeboten, sondern empfohlen hatte, sich Elias geradezu aufdrängend? Sollte ich dich noch einen Moment allein lassen? Wem würde es nicht gefallen, eine hübsche junge Frau im Bett zu finden? Einem Wein vielleicht? Und selbst wenn, wäre es zu früh– oder? Wie spät ist es? Mittag bereits? Du musst unbedingt noch Staub saugen und wischen, hörst du? Wie war der Abend? Wen meinst du mit ›wir‹? Was, fragte Palina vorsichtig, habt ihr in der Wohnung gemacht? Sie war Tänzerin? Eine … Reise? So schnell? Warum denn überhaupt? Doch war Elias darüber nicht mittlerweile endgültig hinweg? Und war eine Reise nicht vielleicht genau das Richtige, um im Projekt, ihm die ideale Freundin zu spielen, einen weiten Satz nach vorn zu machen? Würde sich nicht mit etwas Glück die Möglichkeit ergeben, die unkonventionelle Liaison im Licht der neuen Erfahrungen und, wer weiß, vielleicht einer vagen Verliebtheit in eine andere einvernehmlich aufzulösen, statt bis zum festgelegten Zeitpunkt zu warten und zu riskieren, dass es, sofern sich noch nicht andere Perspektiven aufgetan haben sollten, weit weniger einfach werden könnte? Mit merkwürdigem Abschluss? So eine Reise, sagte sie, ist zum Kennenlernen jedenfalls besser, als sich in einer Bar zu treffen, sich mit Cocktails anzuheitern und eine Nacht miteinander zu verbringen, an die man kaum Erinnerung hat, meinst du nicht? Eine Reise mit zwei jungen Frauen, denen ich gerade erst begegnet bin? Würde ich nicht, fragte er, unweigerlich der Unvernunft anheimfallen, sollten wir einander näherkommen, Novalie und ich? Und was, fragte sie mit gespielter Dramatik, wenn du dich in der Freundin getäuscht hättest? Wenn du dich mit dieser Romi tatsächlich ebenso gut verstehen würdest? Einen Roman wäre eine solche Entwicklung dann allerdings wert, meinst du nicht?

Kapitel 9

Na? Was kann ich für dich tun, Schätzchen? Aber jetzt im Ernst: Bist du die nächsten Tage frei? Worum geht es eigentlich? Ein braves Mädchen ist das, verstehst du? Wie lange möchtet ihr unterwegs sein? Ein paar Tage vielleicht? Morgen schon? Wenn’s geht? Und selbst wenn mit Schwierigkeiten zu rechnen gewesen wäre: Wie hätte Rahel das freundliche Ersuchen ausschlagen können? Sie begann, während sie vor sich hin konzipierte, mit den Zehen am Griff des leeren Teeglases zu spielen, drehte sie mal so, mal so herum, überlegte dabei, welche Lokalitäten man besuchen musste, wie viele Kilometer sie auseinanderlagen, welche Route sie am zeitgünstigsten verband, mit welchen Kosten zu r– Noch da? Gibt’s ein Problem? Du denkst …? Kannst du mit Vater reden? Aber dir kann das egal sein, oder, Rae? Konnte er dir je lange böse sein? Eine umfassende Erlaubnis? Also, du meldest dich? Warum denn nur?

Kapitel 10

Werde ich auch so begeistert sein? Ein besonders schwacher Moment muss es gewesen sein– oder ein besonders starker? Um diese Uhrzeit? War ihr bisheriges Leben, das monotone, nicht selten doch trübsinnige Leben zwischen Lernen und Arbeiten, tatsächlich ein Irrtum gewesen? Sie kann einem schlimmer zusetzen als die Tristesse der ersten Herbsttage, oder? War das Spott oder aufrichtige Anerkennung? Nova eine Herbstfreundin? Das mochte erstaunen, doch andererseits: Was erstaunte nicht an diesem Mädchen? Da möchte man sich einfach ausziehen, findest du nicht? Schon mal in Unterwäsche im Auto gesessen? Nein? Oder gleich splitternackt, was meinst du? Na, trauen wir uns? Was, wenn dich jemand erkennt? Wenn mich jemand erkennt? Der Einfluss ist ausreichend, dass sich von Fallhöhe sprechen lässt, nicht wahr? Das war ein Scherz, das hast du geschnallt, oder? Hörst du, Romi? Dieses T-Shirt, Rahel, was hat es damit auf sich? Na, fragte sie wie eine Lehrerin, hat jemand vielleicht eine Idee, was es darstellen könnte? Das Diagramm hatte keine Beschriftung, also war zu raten: Ich schätze, du bist einigermaßen offen, äußerst gewissenhaft, sehr extrovertiert, einigermaßen– was war das? Diese Persönlichkeitsdimensionen, fragte Nova, erklären sich damit auch unterschiedliche Lebensziele? Eis? Was nimmst du? Was sonst? Ich parke wie gewohnt, Novalie? Wie lange ist es her? Ein halbes Jahr vielleicht, hast du’s vergessen? Und wie sollte ich denn herkommen? Wen hast du denn da Nettes mitgebracht? Ja, was belehre ich dich denn? Ist das der Sinn des Aufenthalts? Der Traum jeder kleinen Prinzessin, oder? Wie alt mochte sie sein? Mitte Zwanzig? Und wie … lautet wohl Ihr Nachname, mein Herr? Spielt das Alter eine Rolle, mein Herr? Und wenn ich darauf bestünde, mit weniger, nein, einer anderen Art Respekt behandelt zu werden? Wenn ich verlangen würde, dass du dich freundschaftlich verhältst statt ergeben? Wenn ich ein Übermaß an Höflichkeit als unangenehm distanziert empfände? Sie sind identisch, aber vielleicht bestehen Präferenzen in Bezug auf die nachbarschaftlichen Verhältnisse? Warum denn nicht? Ihr habt den ganzen Tag im Auto gesessen, denke ich? Weiß denn der Vati eigentlich, dass du heile angekommen bist? Spricht Novalie nicht mit ihrem Vater? Zumindest, sagte sie etwas leiser, nehme ich das an.– Novalie? Sehr zu mögen? Du meinst das ernst? Nun, nachsinnen also– nichts, dessen sie nicht mächtig war–, nur worüber? Nova hingegen? Lag nicht also in der Kombination der beiden Profile das Ideal? Musste nicht Romis Bestreben darin bestehen, offener zu werden, wie Nova, extrovertierter, verträglicher, weniger neurotisch? Worin mochte ein erstes, vielleicht rein gedankliches Wagnis bestehen? Romi? Badest du noch? Wer wartet? Wie bitte? So hinaus? Wäre dies eine der Gelegenheiten, die verstreichen zu lassen später tiefe Reue hervorrufen würde? Die Frage nach dem Mut stellte sich noch nicht; es war nichts als ein Gedankenspiel, das Romi, wie sie feststellte, mehr genoss, als sie sollte: Träte sie so vor sie, wäre Juno nicht verpflichtet, keine Miene zu verziehen, sondern ungeachtet der Blöße der Klientin ihrer Arbeit nachzugehen? Und mochte Juno nicht vielleicht, mit etwas Glück, sogar Gefallen an den Formen finden und, sobald sie ihr zu Händen lägen, jedes moralische Urteil fallenlassen? Jedoch, wie stünde es im schwächsten Moment? Konnte Romi den Impuls finden, die Stimme zu übergehen, die ihr fortwährend zuzischte, die Form zu wahren, die Moral zu achten, die Erziehung nicht zu hinterfragen? Gab es eine Rechtfertigung? Eine Entschuldigung? Einenvertretbaren Grund? Was blieb? D-darf ich Euch ein Glas einschenken? Doch vielleicht möchtest du? Was, wenn man dir die Anweisung erteilte? Gut, sagte Romi zufrieden, fangen wir an? Warum nicht die Massage in vollen Zügen genießen, warum sich nicht zum körperlichen Wohlbefinden auch der angenehmen Imagination widmen, die gerade jetzt so einfach zu fassen und aufrechtzuerhalten war? So allein konnte der Satz nicht stehen bleiben; sie hatte sich– versehentlich? Mit unterbewusster Absicht? Ist das hier eine solche Grenze? Störe ich? Wie schaue ich denn? Interessiert mich, was man macht? Tatsächlich? Du siehst mich wirklich so, nicht? Als Person, die sich noch zu entwickeln hat? Dann muss ich das Mädel nicht maßregeln? Zu meiner Zufriedenheit, dachte sie grämlich, wirklich? Romi? Alles in Ordnung? Was soll sein? Kann das wahr sein? Ein Kuss nur, was? Behalt es für dich, ja? Nun, Studien behaupten allerdings … Na, was behaupten Studien? Als Zeichen von Liebe, das man nur einem festen Partner zuteil werden lässt und das mit anderen tunlichst zu vermeiden ist? Wenn es kaum eine Rolle spielte, was man tat, wie sehr man sich ins Zeug legte, bestand nicht in der Passivität die intelligente, ökonomische Lebensweise? Die Welt war voller Möglichkeiten: Wie kam ein Mensch dazu– ein neugieriges Wesen, zur Rationalisierung und Entwicklung fähig–, diese oder jene von vornherein auszuschließen, bestimmten Aspekten des Lebens zu entsagen, ohne die Wirkung am eigenen Leib erfahren zu haben? Konnte nicht, wie Juno am Champagner, Romi an der Schandtat Geschmack finden? Denn war sie nicht ein der Ordnungsliebe ebenbürtiges Ideal, die Offenheit für neue Erfahrungen? Bestand nicht im Widerstreit zwischen Alt und Neu der grundsätzliche menschliche Konflikt? Zwischen Erhaltung und Entfaltung, Gewohnheit und Abenteuer, Konservatismus und Liberalismus? Zwischen Status und Potenzial? Und war es nicht die Pflicht des Menschen, der nach Weisheit strebte, beide Seiten zu kennen und zu verstehen? Bist du verrückt geworden? Und warum nicht? Welcher normale Mensch kann bei diesem Anblick von einem modischen Lapsus sprechen, ohne sich lächerlich zu machen? Wusstet ihr übrigens, wie’s sich mit dem Glotzen und der Nacktheit verhält? Nicht wahr?

Kapitel 11

Musterexemplare, oder? Ein trockener aus … Rae, woher? Amarone della Valpolicella– Venetien, kann das sein? Sind Törtchen übrig? Kekse? Pudding? Wann ist dir nicht nach Zucker? Was soll ich tun? Novalie, sag, ließ sich Elias vernehmen, kann es sein, dass du Linkshänderin bist? Gabel links, kein Messer in der Rechten, wer sonst würde das so machen? Na, was, wenn ich einen Wolf treffe? Warte hier, ja? Was bitte soll das werden, Novalie? Wie kann man so ein Angebot ausschlagen? Sich nehmen zu können, was man wollte, darin mochte Stärke liegen– aber lag sie nicht mehr noch darin, über sich selbst, Natur und Persönlichkeit, sein Verlangen, seine instinktiven Triebe die Herrschaft erlangt zu haben und gegen alle Versuchung daran festzuhalten? Und Elias? Und wie hätte sich das einfacher und besser bewerkstelligen lassen als durch etwas, dem Romis Wesen mit Widerstand begegnen, das ein Zucken durch den jungfräulichen Körper senden, ihr das Herz zum Rasen bringen, ihr die Seele erschüttern, doch schließlich– dafür konnte man sorgen– nicht weniger als Ekstase und Euphorie hervorrufen würde? Denn wozu? Wäre nicht mehr verloren als gewonnen, jemanden zu etwas zu verleiten, das nicht in seinem Sinne war, wenn man stattdessen sich von der besten Seite zeigen, die innigste Bindung aufbauen konnte, um daraufhin mühelos und dauerhaft die Beziehung, wie es (in ihren Augen natürlicherweise) Novas Ansinnen war, auf die nächsthöhere Stufe zu bringen? Nun, Rahel? Sagen Sie, was ist das hier? Und was ist der Hintergrund der Reise hierher? Vom kühlen Windhauch angefächelt, hallte das leise Säuseln des Wassers in der nächtlichen Atmosphäre wider, in der sonst– und war das nicht merkwürdig? Sie meinen nur das Bauwerk, ja? Was denn, rügen? Habe ich mich je beschwert, dass du zu witzig wärst? Esprit, war das nicht Ihr zweiter Vorname? Elan? Allerdings frage ich mich, mein lieber Reinhold, seit wann Ihnen denn die ›Frau‹ angebracht scheint? Geschäftlich mag es hier manchmal zugehen, nur sind Sie deshalb nicht gekommen, oder? Nun, murmelte er, wo beginnt man also? Wie viele Einweihungen mag es gegeben haben? An die hundert? Katastrophen? Und wer gehört zu den Mitgliedern? Rewörsostär? Strenge Träumer? Wie war Ihr Name? Und der Bekannte? Geht’s bald weiter? Was genau tun denn die Künstler, fragte Nova schnippisch, um Katastrophen zu verhindern? Sie arbeiten an ihren Romanen und Novellen, ihren Gedichten und Dramen, ihren Kompositionen, ihren– wie hieß es? Ist das nicht Propaganda, fragte Nova, und, vielleicht schlimmer noch, Zensur? Nova stellte diese Erklärung nicht zufrieden, doch was sollte sie entgegnen? Wir können nur bestimmte Kunstwerke solcher Qualität zulassen, wenn wir die Welt auf lange Sicht bewahren wollen, meinen Sie nicht auch? Und Sie sind die Weisen, die darüber entscheiden? Und Sie wählen diese Künstler und Philosophen aus? Und wie nennt sich Ihre Organisation? Und warum sollte eine Organisation einen Namen haben, über die, einmal abgesehen von dieser Gelegenheit, nicht gesprochen werden soll? Eine Bezeichnung für den internen Gebrauch, mehr nicht? Hat Ihre Reisegruppe einen Namen? Caprice …? Charisma? Eine eigene Sprachassistentin? Und die Künstlerinnen? Darf ich einander bekannt machen? Woran arbeiten Sie denn? Worum geht’s? Falschmeldungen? Aber warum denn? Haben Sie schon mal eine Satire- und eine ernsthafte Zeitung nacheinander gelesen? Immersion, ja? Was war das? Wie bitte? Genügsamkeit? Im Gegenteil? Rote Rosen, dachte Nova flüchtig, warum eigentlich? Eine schöne Frau war das, fand Nova, wunderschön sogar, ausgeprägter vielleicht noch in dieser konventionellen, klassischen Schönheit als selbst Romi Morgenroth es einmal sein würde, wenn sie– nun? Ich hoffe, wir werden uns wieder öfter begegnen? Zu schade, dass sich das Publikum auf die beiden Frauen beschränkte; andererseits: Wem hätte sie sich auf diese Weise präsentieren wollen? Fremden Männern? Fremden Frauen hingegen– das war etwas ganz anderes, oder? Wessen ist das? Sicher nicht? Abgesandte eines Mäzens? Sie sind eine Künstlerin? Sonst wäre ich wohl kaum alleine hier, was? Was denn, staunte Nova, doch nicht etwa die Esche Sarjanko?! Esmeralda Sarjanko?! Du meinst, ich kann mich durchaus sehen lassen? Wie alt sind Sie denn? Na, aber was hat es genützt? Kannst du dir das vorstellen? Wie kann man sich nur eine zur Freundin nehmen, spottete sie, die so alt aussieht, wie sie ist? Wie alt bist du, Kind? Ha, siehst du? Ich würde ja sagen, sei nicht so schüchtern und komm rein, aber in dem Aufzug– also, mangels eines solchen– ist’s wohl weniger schüchtern, draußen zu bleiben, was? Willst du nur die hübschen Titten präsentieren oder ein Bad genießen? Du willst gehen? Schon? Spricht etwas dagegen? Und auf welche Frage auch sonst hätte man im Kontext schließen sollen? Wirklich nicht? Und das glauben Sie, weil …? Wär’s nicht möglich, dass ich Ihnen in nichts nachstehe, was solche Erfahrungen betrifft, oder sogar voraus bin? Wie sollte das sein? Warum nicht hier und jetzt beginnen, warum es nicht auf eine Feuerprobe– die ihrethalben auch im Wasser stattfinden mochte– ankommen lassen, sehen, wie sie sich gegen die Künste einer erfahrenen Verführerin schlagen würde? Wenn es nicht das erste Mal ist, was sträubst du dich dann so? Was ist denn dabei? Nur ein wenig anfassen, ja? Sind wir nicht Freundinnen? Zu alt, ist es das? Sondern an dir? Was haben wir? Hast du deine Tage? –Nein? Was mag es dann sein? Eine Phase der Unlust? Zwischen den Rippenbögen? Zwischen den Ohren? Aber du wolltest diese parallele Konstruktion unbedingt, was? Also, woran liegt es? Du bist doch wohl nicht der Typ, der sich in Mädchen verliebt? Dir geht es nur ums Vergnügen, wenn du mit Freundinnen ins Bett steigst, hoffe ich? Na, stimmt’s oder habe ich recht? Und was soll das bringen, nur zu betrachten? Mach’s mir nicht schwer, ja? Solche Bilder kamen Nova in den Sinn, was konnte sie da tun? Hatte sie nicht eiserne, ja stählerne Disziplin zu demonstrieren vermocht? Stärkste Insistenz gezeigt, Entschlossenheit, wo andere den Reizen und Künsten dieser Frau erlegen gewesen wären? Könnte es denn nicht sein, dass die Kälte das Immunsystem schwächt und so zur Erkältung beiträgt? Sehen Sie nicht, wie ich schlottern muss? Doch wie sollte man die Aussicht genießen, während man dermaßen betüddelt wurde? Ich war doch glücklich mit allem, oder nicht? Kann man sich da denn überhaupt täuschen? Aber wohin entwickle ich mich? Klingt ganz schön hochtrabend, finden Sie nicht? Möchtest du etwas trinken? Oh, darf ich? Muss ich Ihnen denn wirklich darlegen, wie sehr Sie sich da irren, wenn Sie dem Künstlerleben irgendeine Traumhaftigkeit andichten? Richtiger Arbeit? Wie könnte man es Faulheit nennen, wenn man ebenfalls arbeitet? Wer ist der Verrückte? Wer nicht für andere schuften will, oder wer meint, dass er nicht zu leben braucht? Wie oft soll sie denn noch erzählt werden? Sind die Leute wirklich so verrückt nach schwachen Persönlichkeiten, die sich aufgrund irgendeines erschütternden, aufrüttelnden Ereignisses in etwas weniger schwache verwandeln? Hättest du es für möglich gehalten, dass es so einen Ort gibt? Hast du schon mal hiermit? Wie bitte? Was ist dein Favorit? Darf ich? Oder …? He, was starrst du so? Warum? Du beurteilst also anhand meiner Füße, ob du mich flachlegen willst? Tu dies nicht, tu das nicht; sag dies nicht, sag das nicht– was kümmert’s die, was ich tue?! Gerade so, spie sie also gleichen Eifers, sollte man mit der Welt zurechtkommen, oder? Ist das zu viel verlangt, mit seiner Wut verfahren zu dürfen, wie man will? Soll ich ohne Mucks zusehen, wenn andere nicht nur auf irgendeinem Holzweg sind, sondern auf meinem, mit Dreck unter den Schuhen? Sind wir das? Künstler und Freunde? Was sagst denn du dazu? Habt ihr schon einmal von den fünf moralischen Intuitionen gehört, die in den Denkmustern verankert sind? Und die Alternative? Wandel um des Wandels willen? Einer der Künstler– ein Japaner vielleicht? Sie sprechen sich für die Work-Life-Balance aus– halbe-halbe vielleicht? Die Reisenden blieben: Wozu in die Zimmer zurückkehren, wenn man die Nacht unterm klaren Himmel verbringen konnte? Kommst du her? Schwach noch roch sie nach Zimt, und– was mochte das sein? Zeder? Wenn ihr Bruder wüsste, was hier vor sich ging, der mit den radikalen Ansichten in Bezug auf Politik und Philosophie und Soziologie und den ganzen Rest, mit den radikal wissenschaftlichen Ansichten, wie er behaupten, belegen und– das musste man ihm lassen– anschaulich und für einen jungen Geist verständlich erläutern würde, was würde er dazu sagen? Würde er die Arbeit von Künstlern und Gremium gutheißen, die sich ja, so hieß es, der Wahrheit und einer wohlmeinenden Lenkung der Gesellschaft verpflichtet fühlten? Oder würde er solche Meinungsmache verdammen als unnatürlichen Lauf der Dinge? Novalie, richtig? Ganz allein unterwegs? Und überhaupt, was sprach denn gegen Freundlichkeit? Interessiert dich Kunst? Warum es nicht einfach tun, wie man auch gemeinsam isst oder trinkt oder lacht?! Bist du um deinen Ruf besorgt?! Alles in Ordnung? Was geschah mit ihr, dass sie plötzlich dermaßen gerührt war? Wie aus dem Nichts? Dass sie sich schwertat mit der Kontrolle ihrer Empfindungen, war ihr nichts Neues, doch das? Warme Kleidung? In jedem von uns stecken Gut und Böse, ist es das, was du sagen willst, Romi? Und dass man beides klar unterscheiden kann? Basiert nicht, fragte sie vorsichtig, auch gerade darauf das Konzept des Mysteriums? Wer kann da sagen, wer recht hat: Abenteuerlustige, die sich auf viele Beziehungen, oder Treue, die sich auf eine einlassen? Die abenteuerlustige Frau, die sich hinreißen lässt und ihren Partner betrügt, oder der treue Mann, der seine Partnerin an die Kette nimmt? Also warum es nicht einfach tun? Warum es nicht einfach tun? Hast du einen Freund? Wirklich? Richtige Liebe sieht aber anders aus, oder? Dachte sie tatsächlich so? Wälder, sagte er, lassen sich durch Städte ersetzen, Eifersucht hingegen nicht durch– nun, durch was eigentlich? Mitfreude etwa? Oder was für eine Reaktion wäre genehm, wenn die Freundin sich einem Anderen hingibt? Oder, setzte er hinzu, hingegeben hat? Oder hast du das ernst gemeint? Ist sexuelle Befreiung grundsätzlich ein Fehler? Für manche Mädels könnte sie doch durchaus, na ja, typgerecht sein? Würde tatsächlich, entgegnete Elias, die Verbreitung von Promiskuität die Liebe zerstören? Was denn sonst? Das Gegenteil? Wie das? Und je seltener die Liebe, ergriff nun endlich Nova das Wort, desto höher ihr Wert, oder? Wenn alle rumhuren bis auf eine, wer und was steht bei den Typen wohl hoch im Kurs? Um wen würde man Krieg führen? Was hatten Sie erwartet, mein Lieber? Welchen Grund und Zweck hatte es, den Komplex der Künstler zu besuchen? War es, um zu erfahren, dass dieses Mysterium existiert? Sie fragen doch nicht im Ernst, Elias? Sie provozieren mich zu einer eigenen Erklärung, obwohl Sie es– möchte ich meinen– ausreichend gut verstehen, oder? Habe ich recht? Nun? Erwarten Sie, einen weiteren Grund zu erfahren? Oder dass ich eine bestimmte Facette elaboriere?

Kapitel 12

Chor? Worauf wartest du? Ich frage mich das auch bei anderen Männern: Warum eigentlich das lange Haar? Also, warum? Du entziehst dich dem direkten Wettbewerb? Was bleibt mir, als mich vom Mainstream zu entfernen, die Liga der gewöhnlichen Gentlemen zu verlassen? Langes Haar signalisiert auf den ersten Blick und unmissverständlich, dass man zu dieser Kategorie gehört, nicht wahr? Verzichtest du nicht, fragte Romi, die nicht aufhören konnte, darüber nachzudenken, damit auch auf Macht? Macht? Meinst du? Der Despot ist ein Extrovertierter, fragte Romi, der Kreative ein Introvertierter? Hey, Rae, fragte Nova geistesabwesend, das Tablet in der Hand, schaust du manchmal Filmchen? Filmchen? Also? Oder? Wer kann so was gucken? Und weiter? Worauf habt ihr Lust? Lesben? Wusstet ihr, dass der Anteil der Mädels, die Lesbenpornos schauen, fünfmal so hoch ist wie bei den Typen? Oder dass beim heterosexuellen Paar sowohl Typen als auch Mädels hauptsächlich das Mädel beobachten? Niemand will diese Typen sehen; wen wundert’s? Vielleicht bekommt Romi rote Wangen? Was soll das überhaupt? Diese Albernheit? Albernheit, findest du? In heiterer Runde solche Streifen ansehen? Ich gebe zu, dass wir uns in den Grenzbereich des Akzeptablen bewegen– oh, die sind hübsch, findet ihr nicht? Aber von dir, Elias? Sag mir, was ist dabei, die Meinung über Ästhetik und Praktiken eines Filmchens kundzutun, ja sie preiszugeben, dich mir– uns– in dieser Hinsicht zu offenbaren? Konnte es nur die Neugier eines unschuldigen Mädchens sein, das nie mit Aufnahmen dieser Art in Berührung gekommen war? Oder war es echte Erregung, die sie empfand? Aus dem Blick aber, mit dem man sich vorsichtig dem Spektakel eines Unfalls zuwandte, wurde allmählich nicht wissenschaftliches, sondern persönliches Interesse, das neugierige unschuldige Mädchens wollte– unverhofft– etwas weniger unschuldig sein, und schließlich, als sich nichts Neues mehr ereignete und auch eine unbedarfte Zuschauerin sich an Brustwarzen und Körperöffnungen, ans Fingern und Küssen und Lecken und Saugen hatte gewöhnen können, überkam sie das Gefühl von Triumph, denn bestand nicht darin eine Errungenschaft, ohne mit der Wimper zu zucken zusehen zu können, wie die Akteurinnen sich in entsetzlicher Obszönität miteinander vergnügten? Wie man nur so werden kann in einer Welt, in der die Möglichkeiten, auf Abwege zu geraten, allgegenwärtig und einfach zu ergreifen sind? Warum, fragte sie Elias, mögen Männer das eigentlich? Mädchen werden nicht als Konkurrenz wahrgenommen? Wie lange kann man solche Themen verhandeln? Worum geht’s denn im Leben? Was ist das natürliche Ziel? Wenn die Reise uns nicht ins Herz der Natur führen, uns unserer weit entfernten Vergangenheit, der Anfänge der Spezies erinnern würde, wie sollte sie unsere Seelen beleuchten, geschweige denn, sie auf anregende Weise erschüttern? Mit wem schreibst du denn da? Darf ich das letzte Stück fahren? In diesem Gelände? Keine Sorge, sagte sie, während sie den Gurt anlegte, Vater hat’s mir beigebracht, da war ich, tja, wie alt? Elf, zwölf? Nicht im Wald oder auf dem Berg, sondern auf dem Vorplatz, aber wie groß kann der Unterschied schon sein? Sie kümmern sich um das alles hier? Ah ja? Schon mal ’ne Frau gesehen, die wie ’n Mann tut? Wie soll ’ne Frau Bäume fällen oder Tiere töten? Woher kommt die? Sieht man nicht, dass das gesellschaftlich konstruiert ist? Die Natur, wiederholte Rahel, eine Augenbraue hochgezogen, flexibler als die Gesellschaft … Ein Mann, entgegnete Elias, will nicht schwach sein, warum eine Frau stark? Und wie weit, fragte Heske, bringt ihr’s im besten Fall? Nur, warum? Haben Sie sich das einmal gefragt? Durch was? Durch Harmonie und Risikoaversion? Will man ewig ein kleines Mädchen bleiben? Schwach, hilfsbedürftig? War dem Bonmot zu widersprechen? Sie wollte es, doch wenn sie ehrlich war: Was wusste sie schon? Was war dagegen ein unflätiges, ja manchmal vielleicht nur unbeholfenes Kompliment, das man doch bei aller Unannehmlichkeit zumindest als Validierung der eigenen Attraktivität auffassen konnte? Warum, fragte Romi dennoch zögerlich, steigerst du dich eigentlich so in dieses Thema hinein? Du meinst das Thema der Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Mir liegt nun einmal am Charakter von Frauen, wie es doch meines Wissens, sagte er nicht ohne Polemik, durchaus erwünscht ist? Wirke ich wie eine Feministin auf dich? Wie eine Linksradikale, die alles angleichen will, über biologische Realitäten hinweg? Jemand– nicht etwa Heske?! Was haben wir da? Und wie wäre es hiermit? Und Romi? Schon interessant, sagte sie, dass ein reizvoller Körper mehr als die Summe seiner Teile ist, was? Ob ich je begreifen werde, wie die Wahrnehmung von Ästhetik und Musik und Syntax funktioniert, wie diese Wirkung auf uns entsteht? Anatomischer Ästhetik nicht? Mädels sind, verdammt noch mal, wunderschön, oder? Was soll schlimmer dran sein, einen Körper zu betrachten, als ein Bauwerk, ein Gemälde, eine Fotografie, irgendein Design? Warum soll das eine was Ordinäres sein und das andere ein Zeichen intellektuellen Niveaus? Kannst du aller Musik etwas abgewinnen? Andererseits, sagte sie gedehnt, ist der Körper, der ja universelle Bedeutung für uns hat, vielleicht das Äquivalent klassischer Musik: Wer lässt sich nicht von einer hübschen Streicherharmonie berühren? Empfand sie tatsächlich so? Falsch, unmoralisch, verboten? Und so falsch, unmoralisch und verboten es auch sein mag– was sich übrigens debattieren ließe–, ins Gefängnis steckt man dich nicht dafür, also was spricht dagegen? … ohne die anderen Mädels mit Eifersucht zu erfüllen? Von wem soll das stammen? Ist dir nicht kalt? Wäre es nicht schön, hauchte sie, in einer solchen Nacht barfuß durch einen Bach zu laufen? Ach, wem sage ich das? Wirklich nicht? Sondern? Ist sie das? Novas Leichtfertigkeit mag doch seine Vorzüge haben, meinst du nicht? Was aber ist mit Beleidigungen, ein leichtes Mädchen zu sein oder eine Prostituierte? Was soll damit sein? Sie existieren aus einem Grund nur für Frauen, meinst du nicht? Einen Mann beleidigt man nicht als … Nun, als was eigentlich? Als Lebemann? Als Bonvivant? Der Frustration von Frauen? Wie das? Und davon ist abzuraten, nehme ich an? Angst? Oder doch? Ich musste einfach, verstehst du? Du hattest den Drang, dich einem Mann anzuvertrauen? Wohl um zu sehen, wie die Reaktion eines, nun ja, Betroffenen ausfällt? Und? Und was? Habe ich reagiert, wie du gedacht hast? Oder gehofft? Das muss unter uns bleiben, ja? Haben wir noch andere Gesprächsthemen? Ich habe es schon einmal angemerkt, nicht? Es geht immerzu um Liebe, nicht wahr? Wer weiß, vielleicht hege ich in anderen Fragen noch kühnere Ansichten? Sie neigte den Kopf, zog die Augenbrauen hoch: Na, könnte das nicht sein? Womit? Im verschwörerischen Tonfall sagte sie: Fallen wir über den jungen Herrn her, zeigen ihm, welche Rollen wir Mädels uns selbst zudenken? Zeigen ihm, wozu wir fähig sind, statt uns Monologe darüber anzuhören? Was denn, keine Regung? Er versteht genug von Mädchen, sich keine Blöße zu geben … … und dann umso schmerzvoller abserviert zu werden? Man will ja spielen, nicht? Du kannst ihn gut leiden, was? An wen? Eine Künstlerin? An der Lebensweise von Künstlern, meinst du, der Analyse der Werke? Wer es macht, wie er es macht, warum er es macht? Bist du verknallt? Kann man es ihm verübeln? Außerdem, fuhr Nova fort, als Romi nichts zu erwidern wusste, was will er mit mir? Du meinst wirklich, ich hätte Chancen? Was soll an dir nicht ebenso gut sein oder besser? Was stellst du dich da so an? Na? Da fällt dir nichts ein, was? Na, wie sieht’s aus? Oder? Was denkst du denn? Und dann– beinahe natürlich? Zwar war es nicht die Nüchternheit einer ärztlichen Untersuchung, doch war eine Art Professionalität Novas Blick wohl zuzusprechen: Wie viele Körper mochte das Mädchen gesehen haben? Zwanzig, dreißig? Fünfzig vielleicht? Aber wie groß bist du, hm? Fünf Zentimeter größer als ich? Wenigstens dessen bist du dir bewusst, oder? Deine Titten sind genau gleich groß, oder? Wusstest du übrigens, fragte sie heiter, dass man Schönheit nicht direkt wahrnimmt, sondern anhand des Fehlens von Ungereimtheiten evaluiert, dass also Schönheit sozusagen die Grundannahme ist, die widerlegt wird– oder eben nicht? Du trägst selten Highheels, oder? Und was ist das für eine Schuhgröße? Neununddreißig, ja? W-wie bitte? Wie auf den letzten Fotos, erinnerst du dich? Kommst du mit den Fingerspitzen zum Boden, wenn du gerade stehst? Fast die volle Punktzahl, sagte sie, oder? U-und überhaupt, wer will perfekt sein?! Also gibst du zu, dass deine Sorgen unbegründet sind? Kannst du nicht einschlafen? Denkst du nach? Über? Im wahrsten Sinne, oder? Warum nicht? Was spräche dagegen? Du und ich, wir sind attraktive Mädels, die sich anziehen müssen– wie sollte es anders sein? W-wenn sie doch mit Folgen sind? Ein Mädel mit Idealen und Prinzipien und langen Fingernägeln? So bleibt es spannend, was? Wenn’s Ausnahmen bleiben? Der Reiz der Jungfernschaft, nicht? Doch ist es nicht, fragte sie, nun ja, unweiblich, so etwas zu tun? Unweiblich? Liegt’s nicht in der weiblichen Natur, gut miteinander auszukommen? Man kann ungeschminkt und aufgequollen zum Date erscheinen, man muss sich nur vorbeugen und flüstern: ›Du, ab und zu lecke ich gern auch mal Pussy; ich hoffe, das ist kein Problem für dich? Nun, es sind doch gewissermaßen Männer im Körper einer Frau, nicht? Davon gibt’s viele, du siehst sie nur nicht; woran solltest du sie auch erkennen? Wem? Mir? Und zwar? Du findest mich also vergleichsweise maskulin? Du findest mich also besonders feminin? Sie dachte erneut nach und sagte: Vielleicht allerdings zu Recht? Verstehst du? Das ist … eigentlich … eine widerwärtige Sache, oder? Schlaftrunken, begannen ihr die Gedanken zu kreisen um eine Reihe von Fragen, in deren Zentrum die eine stand: Hatte sie sich tatsächlich geirrt? Jahre lang? Freiheit und Fehler, bestand darin nicht echtes Leben? Verlor man nicht zwar, mit allem, was man tat, doch gewann auch etwas? Sich mit Blicken abtastend, dachte sie weiter: Wenn dieser Körper ein solcher Quell von Wonne und Leid sein konnte, wie sollte sie das Recht haben, darüber zu bestimmen? Die Moral um die Freizügigkeit mochte arbiträr sein, falsch: War man nicht vielleicht tatsächlich aufgefordert, einen begehrten Körper zu teilen, statt ihn zu verbergen? Musste nicht das Privileg der Attraktivität mit dieser Verpflichtung einhergehen? An Reichtum war man angehalten, andere teilhaben zu lassen, warum an Schönheit nicht? Dieser Körper, war er nicht gewissermaßen wie eine köstliche Süßspeise, die man verderben ließ? Wie ein Werkzeug, das ungenutzt verstaubte? Wie ein Kunstwerk, das unveröffentlicht blieb, auf niemanden wirken konnte, in Vergessenheit geriet, mit dem Schöpfer starb? War er nicht ein unverwirklichtes Potenzial, jemandes Welt zu verändern, die Welt einer Anzahl von Menschen? Er, der in dieser Nacht eine unerwartete Anziehung auf sie ausübte– ob es der sich verdichtende Bart gewesen sein mochte, an dem Romi solchen Gefallen fand? Konnte man ihm das Misstrauen verdenken, die Zurückhaltung, das eigentlichNaheliegende hineinzuinterpretieren, die Reaktion zu zeigen, die von einem Mann zu erwarten war? War es so schwierig einzusehen, dass Menschen sich verändern, sich dann und wann in anderen Rollen ausprobierten? So offen gerade eben noch, so prüde jetzt? Nicht schlecht, was? Nun, wie sollte das auch sein, schließlich war es mitten in der Nacht, und hätte es überhaupt eine Möglichkeit gegeben, ihn zu erreichen? Wie lange mochte es dauern, bis das nächste Mal jemand hierher kam, die Hütte auf dem Plateau bezog, um die Berg- und Waldluft zu genießen, im Einklang mit der Natur Entspannung zu finden, Erholung vom Alltag? War das nicht etwas, das einen Künstler inspirieren würde? Was zum Teufel redest du da, Elias?

Kapitel 13

Wo befindet sich das defekte Portal? ›Verzeih die Frage, doch denkst du wirklich, du wirst imstande sein, die Garste zu vertreiben? Würde jemand recherchieren? Soll ich es versuchen? Und Morast, fragte Romi provokativ, was ist das? Wohin geht’s eigentlich? Die scheinbar endlose Weite, das Tosen der Wellen, der Salzgeruch im Wind– das ist eine besondere Atmosphäre, oder? Ist das der hauptsächliche Grund? Weiter? Was war das nur? Nun? Hat dir das gefallen? Hat dir gefallen, was ich vorgelesen habe? Konnte es Neid sein? Die Erkenntnis, dass sie selbst nurmehr davon träumen konnte, die Magie der Unschuld noch einmal selbst zu empfinden? Keine Grenze gab es, die nicht überschritten war, die sie mit jemandem– Elias? Ob du wohl ahnst, was du noch vor dir hast? Ob du ahnst, wie sehr du es genießen wirst, eines Tages, nachdem du so lange gewartet haben wirst– aus Unschuld und aus Furcht, vor allem jedoch aus Überzeugung–, mit dem Richtigen, dem von dir Auserkorenen in wahrer Liebe vereint zu sein? Ich meine, was wollen Gangsta-Rapper? Was, fuhr er fort, wollen, auf der anderen Seite, R’n’B-Mädchen? Hast du es auch einmal andersherum betrachtet? Wollen die Lack- und Lederschlampen, explizierte Nova die Frage, denn prollende Affen in Labberhosen? Wollen die sensiblen Gentlemen aufgetakelten Püppchen? Außerdem, sagte Romi, hätte London & Detroit einen schöneren Klang, findest du nicht? Die Welt hat so viel zu bieten, wer beschränkt sich freiwillig auf einen Ausschnitt davon? Der rühmst du dich doch? Aber jetzt? Ist nicht, begann sie nach einer kurzen Pause, die Grundannahme der Postmoderne, dass …? Sagt man das, einen Punkt haben? Natürlich sollte man den Tag nutzen, versetzte Nova, was denn sonst? Ich habe lange gebraucht, um’s zu begreifen– na und, was soll’s? Gibt einem das nicht viele Freiheiten? Nun ja, sagte sie verlegen, errötete sogar, wenn man sich stets der Möglichkeit bewusst ist, Fehler wieder wettmachen zu können, führt das nicht zu einer erhöhten Proklivität, welche zu begehen? Verstehst du das nicht? Ich bin ruhig, okay? Tut mir wirklich leid, okay? Holst du neue Milch aus dem Kühlschrank? Aber wie hätte man das ahnen sollen? Ein Abend zu dritt, sagte Nova, wie am Anfang, was? Oh, was ist das? Es war nicht besonders witzig und hat dich verlegen gemacht– oder? Dürfen wir mit dem Gepäck zur Hand gehen? Ich hole nur schnell ein Fläschchen, sagte die Frau, schon im Gehen begriffen, und dann lernen wir Hübschen einander erst mal ein bisschen kennen, was? Eine ausgeprägte Sexualität zu entwickeln, fragte sie nicht kritisch, doch in merkwürdig provokantem Tonfall, liegt das wirklich im Interesse eines Mädchens? Verbringt man seine Zeit nicht lieber mit dem Studium als mit den Männern? Bin ich nicht ein Beispiel dafür, wie man beides, Sexualität und Studium, miteinander synergiert? Und wenn auch er schließlich genug von mir hat, was bleibt dann noch? Das ganze Wissen, die ganze Weisheit, die ganze Kompetenz, was ist das wert, wenn einem das Herz verdorrt ist? Was soll ich die Zusammenhänge der Welt begreifen, sie zu verbessern versuchen, wenn sie nichts zurückgibt an dem, wonach ich mich wirklich sehne? Nein, sagte Femke, die sich in seine Richtung über den Tisch beugte, es ist die schrumpfende Menge möglicher Bettgenossinnen, richtig? Merkwürdig, oder, dass die Problematik allseits bekannt ist, jeden einmal treffen wird, die Moral der Lösung aber zuwiderwirkt? Wessen Moral ist das wohl? Na? Wer hat etwas davon, wenn junge Frauen und alte Männer nicht zueinanderfinden dürfen? Es werden ständig mehr, sagte sie, wie soll man da den Überblick behalten? Grausige Faszination musste es sein, was sonst? Du einen Tee? Hört mal, sagte sie, ich brauche einen Moment für mich. Einen Moment für dich? Das, ähm … Das versteht ihr doch? Nun, introvertierte Menschen, erklärte Romi zögerlich, können eben nicht ununterbrochen in Gesellschaft sein; darum mache ich einen Spaziergang– ja? Ja, man mochte glauben, ihre Stimme hätte ein wenig gezittert, doch welche Bedeutung hätte man dem beimessen sollen? Interessanter? Was meinst du? Aber ob das ausreicht? So weit, so gut, aber wie abarbeiten? Worauf müssten die Elemente abgebildet werden? Klingt vernünftig, oder? Und Bube? Was fehlt? Nur, was soll damit sein? Was denn? Hat’s dir die Sprache verschlagen? Darauf kommt es an? Wirklich? Das fragst du?! Es lässt die Lust in einem erkalten, taub werden, absterben, und wenn’s so weit gekommen ist, woran soll man dann noch Vergnügen finden, das körperlich und geistig stimuliert? Dir ist doch klar, sagte sie, worin der Unterschied zwischen Erotik und Pornografie besteht? Möchtest du jetzt Karten spielen? Welcher Stolz wird erst ihr Herz erfüllen, wenn sie eines Tages auf Jahre der Tugend und aufrichtigen Liebe zurückblicken würde? Wann hast du dir so eine Argumentation zurechtgelegt? Zurechtgelegt? War’s also nachvollziehbar, was ich sagen wollte, ja? In der Erscheinung einer verhätschelten Göre, was? Sei’s drum, sagte Nova im Versuch, das Gefühl abzuschütteln, wo bleibt eigentlich unsere Dritte im Bunde? Du machst dir Sorgen? Das ist selten, oder? Nicht wahr? War sie wirklich …?! Hat sie …?! Doch warum eigentlich regst ausgerechnet du dich darüber auf? Allerdings hätte es– und das ist der wichtige Unterschied– wohl niemanden in Schock versetzt, oder? Tja, und jetzt? Hä? Wie kann man nur so … so saudumm sein?! Ungeachtet der Gefahr, dass Romi nun, da das Wasser ausgestellt war, manches vernehmen mochte, oder vielleicht gerade in Anbetracht der Möglichkeit fuhr sie, die Stimme erhoben, fort: Aber warum macht sie nicht den Mund auf?! Das enttäuscht mich sehr, Elias, das macht mich fuchsteufelswild und … wie soll ich’s ausdrücken?! Warum? Um mir selbst etwas zu beweisen? Um aufzuholen, wisst ihr? Aber war es nicht eine einmalige Gelegenheit? War es nicht vielleicht ein Wink des Schicksals, dass diese Leute jetzt mit uns hier waren? Du hattest mitbekommen, dass es sich um ein paar schlecht gealterte Hippies handelt, die den lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben, als Körperflüssigkeiten auszutauschen, oder? Professionell, wisst ihr? Wie ging es weiter? Ja …? Und dieser Mann? Wie auch? Was meinst du damit, fragte Nova vorsichtig, jeder? Warum nur, gottverdammt?! Warum, warum?! Und was hast du dann gemacht? Hat’s sich wenigstens wie die Rettung angefühlt, fragte sie, so finster es gefragt werden musste, die’s war? Ach, was erzähle ich das? Ich bin das Letzte, ist es nicht so? Weißt du, was ich jetzt am liebsten tun will? Was war das?

Kapitel 14

War es eine automatische Reaktion, ein biochemischer Fluch, der jeden traf, der nicht mit einem glücklichen Defizit an Habgier und Missgunst gesegnet war, dass ein mulmiges Gefühl ihn überkam, als sein Blick Romi streifte, die, Gesicht zur Wand, in die Decke gehüllt war, als er die Abzeichnung wesentlicher Teile ihres Körpers betrachtete, an dem er doch eigentlich nicht besonders interessiert war? Verzog den Mund im Versuch, zu sagen: Dumm gelaufen, oder? Elias stand auf– wie er war, denn was kümmerte es noch? Möchtest du noch einmal darüber sprechen oder nicht? Dann muss ich damit rechnen, sagte Romi, dass es irgendwann noch einmal zum Thema wird? Verstanden, Novalie? Wie hätte man ahnen sollen, dass ein kluges Mädchen wie Romi auf eine so dumme Idee kommen könnte? Wo ist die Euphorie? Alles in Ordnung? Nun, ein Hotel also … Sie interessiert, wie sich das Hotel ins Konzept fügt– und haben diesbezüglich eine Vermutung, richtig? Die worin bestand? Liegt das nicht auf der Hand? Nun, was verbindet man mit einer Nacht im Hotel? Was, wenn nicht am Höhepunkt der Reise, Sie wissen schon, auch ein Höhepunkt im übertragenen Sinne vorgesehen gewesen wäre? Die Alternative? Es ist die angemessene, wenn man es mit Novalie zu tun hat, meinen Sie nicht? Müssten Sie nicht aber eine Doppelrolle innehaben? Reiseorganisatorin– und Erzieherin? Erzieherin einer notorischen Ausreißerin, zischte sie dann, die, nicht einmal volljährig, mehr Betten– sowie andere mehr oder weniger geeignete Plätze– gesehen hat als man selbst? Ihre? Und? Und haben Sie schon einmal drüber nachgedacht, fuhr der Mann fort, ob nicht Mutterschaft für das moralische Urteil relevant sein sollte? Keine verwerfliche Sache, oder? Was haben die Progressiven mit Jugendschutz zu schaffen? Nun, meine Liebe, worauf stoßen wir an? Bin ich das? Was ist das für ein Mädchen? Wo war, über den körperlichen hinaus, der Nutzen einer Nacht mit einem Mädchen, das man danach nicht wiedersah? Und wozu dann bemühen? Lag darin solcher Reiz, sich nicht um das Davor und Danach kümmern zu müssen, dass man das Risiko auf sich nahm, für lange Zeit von einer vagen Sehnsucht nach einer Person, deren Wesen man größtenteils erfunden, nach seinen Idealen geformt hat, verzehrt zu werden? Schnell und unkompliziert? Ist der Prolog mit einer Prostituierten denn unbedingt notwendig? Und wenn Ihnen so sehr daran liegt, dass ich Ihre Protégée nicht ohne eine gewisse Contenance anrühre, könnten Sie da nicht einfach selbst …? Doch nein, die Neugier war geweckt, und was war dabei, sich das Mädchen anzusehen– nur anzusehen? Herauszufinden, was für eine Art Mädchen es war? Hallo? Ist jemand da? Wo bist du? Warum? Was willst du denn? Aber schön brav weggucken, bis ich was übergezogen habe, ja? Du … du wolltest mich nicht? A-aber warum denn nicht? Der Abtörner schlechthin, was? Könnte man dagegen nicht vielleicht was unternehmen? , frage ich mich. Würdest du denn etwas unternehmen wollen? Wie sollte man da antworten? Warum tanzt du nicht für mich? Tanzen? Schätze ich dich da richtig ein, Isegrim? Ohne Musik? Dürfte das den Effekt nicht steigern? Und das Mädchen? Wenn sie unverrichteter Dinge gehen durfte, war’s noch leichter verdientes Geld, was will sie mehr? Wem sagst du das? kann je ganz vorüber sein, oder? Was ist passiert? Jung und dynamisch, wie? Wie ging’s weiter? Hattest du je wieder Kontakt? Sie hatte einen anderen? Du hast ein Einzelzimmer bekommen? ›Viel Spaß‹, scherzte sie, ›aber denk bloß nicht an mich, ja? Und? Hast du’s gemacht? Das tut die erste Beziehung immer, nicht wahr? Wie waren sie einzeln? Es ging dramatisch in die Brüche, was? Einer Freundin? Und, war es so? Wer war die Nächste in deinem Bett? Gesträubt hätte sie sich gewiss nicht, vielleicht wartete sie sogar auf einen Vorstoß meinerseits; ich ließ ihr die Jungfräulichkeit im engeren Sinne aus, nun ja, wie soll ich sagen? Aber eins nach dem anderen: Wie war die zweite Gespielin so? Wie sollte ich nicht in Gedanken die Stellen zählen, die du geküsst haben könntest? Wer war die Vierte im Bunde? Es gab keine Eifersüchteleien oder Versuche, einander zu übertrumpfen? Und du hast wirklich geglaubt, die Harmonie wäre echt? Warum nicht? Es ist nicht leicht zu verstehen, warum Mädels eigentlich immerzu eifersüchtig aufeinander sein müssen, was? Immerzu der Eifersucht anderer Mädels ausgesetzt zu sein, ist anstrengend, weißt du? Deine Natur zu überwinden? Im Gegenteil zu Typen, sind Mädels doch egalitär, konfliktscheu und fluid in ihrer Sexualität, oder? Nicht? Pathologisch? Was sollte eine Diskussion? Betrunken zu dritt im Bett, ja? Du hast gleich beide verloren, stimmt’s? Wahre Liebe, was? Wie war das so? Nur einzelne Bilder sind dir geblieben? Und wie hast du’s diesmal vergeigt? Bleiben wir in der Vergangenheit: Wie wild hast du dich aufgeführt? Was soll ich sagen? Ist das Sarkasmus? Kannst du nicht nachempfinden, mit welcher Wucht mich ihre Worte trafen, welche Wut sich in mir regte? Was ich meinte, war: Was soll ich sagen? Tja, sagte Novalie, denn was sonst gab es da zu sagen? Lea war nicht dein letzter Kontakt, oder? Aber findest du nicht auch, fragte Novalie, dass es ratsam ist, die Rollen aufgeteilt zu haben? Nachdem Palina befördert worden ist? Und wenn sie’s täte? War eine Beziehung aus Liebe denn so viel anders, wenn erst das wilde Lodern zur beständigen Glut geworden war? Das war’s also von deiner amourösen Karriere? Weil du mir vertraust? Meinst du denn, du kannst das alles für dich behalten? Aber warum? Was soll dabei sein? Ob’s der Neid ist, der sie zerfrisst, oder ob ihnen alle Leidenschaft verlorengegangen ist: Ich bin von Abscheu erfüllt gegenüber denen, die nicht verstehen, dass ein Leben wie deins leicht zustande kommen kann, wenn man einigermaßen aussieht und einigermaßen neugierig und liebesfähig ist, oder sollte ich sagen: leicht zu entflammen? Aber dermaßen moralinversauert sein, dass man andere verdammt wegen Liaisons, die ewig zurückliegen und in unbekannter, ja doch bestimmt bester Absicht begonnen wurden? Na, wie auch? Warum nicht? Tja, und jetzt? Doch male ich mir nicht Schlimmeres aus, als da tatsächlich war, wenn du mich im Unklaren lässt? Worauf willst du hinaus? Der Himmel, sagte sie zum Schluss, sind das nicht die anderen? Auch die Exfreundinnen? Darin besteht die ultimative Intimität zwischen einem Typen und einem Mädel, nicht wahr? Elias? Wenn das für dich eine so intime Sache ist, du dich mir gerade sehr nahe fühlst, fragte Novalie, übe ich dann auch körperliche Anziehung auf dich aus? Ich meine, flüsterte sie, die physischen Anzeichen können trügerisch sein, oder? Also, nur um sicherzugehen: Würdest du jetzt gern mit mir schlafen? Wollte er das, mit Novalie von Hardenberg schlafen, mit der freizügigen jungen Dame, die– offenbar abgesehen von ihm, von dieser Situation– zur Sittsamkeit gefunden hatte? Das würde die Intimität zunichtemachen, was? An mir liegt’s also nicht? Wie wär’s mit einem Kompromiss? Der da wäre? Also wäre es nur fair, wenn du auch mich kennst, oder? Und? Gefallen sie dir? Wem würden sie nicht gefallen? Sie sind ein bisschen zu klein, oder? Zu klein? Und, fragte sie, während sie sich an Elias schmiegte, was ändert’s zwischen uns, dass du sie gesehen hast? Dass man dir nur die Titten zeigt und nichts weiter passiert, dürfte neu sein, was? War es, um zu prüfen, wie sehr ihm der Anblick wirklich gefallen hatte? Ach, was reden wir vom Tod, fragte Fräulein Wagner, rang sich ein Lächeln ab, wo wir doch höchstes Leben suchen? Höchstes Leben: Ob das wirklich das erstrebenswerte ist? Wir können nur deine bessere Hälfte gebrauchen, verstehst du? ‹ ›Und aus der Quelle zu trinken‹, fragte er, ›hat irgendeine magische Wirkung, das zu bewerkstelligen? Wie gefällt’s euch? Hast du noch etwas anderes? Bemerkenswert, ist das das richtige Wort? War es das? Heil, will ich hoffen? Aber erzähl: Was war? Doch wenn man die Geschehnisse insgesamt betrachtet, war es nicht vielleicht eine konsequente Entwicklung? Und dennoch: War es Starrsinn gewesen, der Romi verleitet hatte, Ignoranz? Musste man diese Begriffe bemühen? War nicht Romi als eigentlich besonnener Person schlicht ein– aus solcher Fallhöhe nun einmal schwerwiegender– Fehler unterlaufen, wie ihn andere, die, dem Bauchgefühl über die Vernunft vertrauend, im Allgemeinen Impulsen folgten, in herrlichster Regelmäßigkeit machten? Doch was hätte es genützt? Ob es überhaupt etwas gibt, das tiefschwarz oder reinweiß ist?

Kapitel 15

Mit wem hast du telefoniert? Wie war noch gleich ihr Name? Vielleicht nehme ich dir ein Video auf, Süße; na, wie würde dir das gefallen? Und du? Was hast du morgen vor? Und feuchte Träume, hörst du? Ja, führte sie nicht ein Leben, das sich an allen humanistischen Idealen messen lassen konnte? Was würde sie dem Glücklichen sein? Die Freundin, die Affäre? Die Muse? Die Geliebte? Die Seelenverwandte? Wie bitte? Frauen suchen nach guten Partien, Männer nach günstigen, wie? Bleibst du trotzdem bei mir? Noch diese eine Nacht? Von einer guten Freundin kann mehr ich selbstverständlich nicht erhoffen, doch würdest du– wäre es dir unangenehm, nackt zu schlafen? In Höschen? Wird dir das gelingen? Versprochen? Wird dir das gelingen?

Kapitel 16

Warum hast du dich überhaupt so schick gemacht? Das kommt vor, weißt du? Vernichtendes Urteil? Ob Novalie sie erkannt, vielleicht gespürt hatte? Wer hätte das gedacht? Romis Report, knurrte sie, der mir, obwohl ich ihn nur zu gern vergessen würde, wohl nie aus dem Kopf gehen wird– und aus dem Herzen? Was denn, soll ich dich mit Komplimenten überschütten? Wie hervorragend du konzipiert, organisiert, operiert hast? Inwiefern? Insofern, als die Reise darauf ausgelegt war, Charakterfacetten zutagezufördern, oder? Wie hätte Novalie dem widersprechen können? Ist es das, was du meinst? Wie hättest du ahnen können, welche wirren Gedanken in ihr keimten? Niemand da? Warum nicht heute anfangen? Die Reise hat dir die Augen geöffnet, wie? Warum auch? Du bereust also nichts? Jungfräulich, das wird schwer ohne ordentliche Amnesie– und auch dann wär’s eine Definitionsfrage–, aber ich will ab jetzt die beste Version meiner selbst sein, verstehst du, Rae? Wohin ist Novalie von Hardenberg verschwunden? Und die Gesellschaft? Bin ich eigentlich ein schlechter Mensch, Rae, fragte sie zögerlich, wenn ich Elias, den ich angesprochen, auf die Reise eingeladen, ja auf seine Teilnahme bestanden habe, und in den ich möglicherweise sogar einen halben Tag lang verliebt gewesen sein mag, für ersetzlich halte? Aber vermissen? Erwarte ich zu viel? Siehst du dich vielleicht, fragte Rahel, den Kopf geneigt, als nächste Fackelträgerin, was Einstellung und Lebensweise betrifft? Eine menschliche Universalie wie? Ja, derer gibt es einige, warum nicht auch das Ideal weiblicher Sittsamkeit? So sollte man in der Evaluation von Idealen verfahren, wenn es nach dir ginge, oder? Und was, musste dennoch Rahel das Wort ergreifen, wirst du nun tun? Was denn, warum nicht? Hast du es etwa vor? Nun, wie lange werden wir voraussichtlich das Vergnügen haben, die kleine Abenteurerin sicher in unseren Räumlichkeiten zu wissen? Bist du unter die Punker gegangen? Wie soll man auch erwachsenes Verhalten an den Tag legen, wenn über einen gesprochen wird wie über ein Kind? Wenn man nie ernst genommen wird? Was blieb da zu sagen? Werde ich, fragte die Mutter, Genaueres über eure Reise erfahren oder ist das etwas, das ich lieber nicht wüsste? Ohoho, lachte Mutter, ist da so?

Kapitel 17

Nun, was gab es sich also noch auszutauschen zwischen Romi und Elias? Wozu denn? Zimt erkannte Elias, und was, Zeder? Die Romi, die er gekannt hatte– ob sie noch zu retten war? Wiederzubeleben? Doch wie brachte man ihr bei, welchen Wert ihr Wesen hatte, das sie ja mit Mühe überwunden hatte, nachdem es ihr, dem Eindruck nach, zeitlebens im Weg gewesen war? Sag mir, Elias, lässt sich, wonach mir eigentlich der Sinn stand, nicht vertagen? Warum, fragte sie, treffen wir nicht eine ausgefallene Vereinbarung? In sieben Jahren? Begreifst du denn nicht das Potenzial? Welche Wirkung ein lodernder Fixpunkt auf deinem Lebensweg entfalten kann?

Kapitel 18

Denn war nicht Freizügigkeit, die sich der nächsten Phase verschloss, die reizvollste? Die Gratwanderung aufregender als die Hingebung, leichtherziger eigentlich als die Befriedigung, der doch nur unerträgliche Herzensschwere folgte? Wer mit einem Mindestmaß an Selbstachtung konnte da Lust bekommen? Musste nicht ihr Bestreben nun, da sie Besserung gelobt hatte, darin bestehen, sich anders zu verhalten als die frühere Nova? Für die Dauer der Umarmung fühlte sich Nova, die Wange an die Brust des Künstlers geschmiegt– in der es doch gewiss auch des freudigen Wiedersehens wegen pulsierte?

Kapitel 19

Wie lange es wohl dauern würde, bis sie, mit einem schrecklichen Ruck, daraus erwachte? Oder? Endlich mal einer, der dir gefällt, was? Kennst du den Pasta Kalia? Warum führst du ihn mir nicht einfach vor? Die üblichen Quellen des Vergnügens waren nichts für sie; worin konnte ihre Methode liegen? Wie aber hatte Nova reagiert, als ihr Plan mit einem Mal verwirklicht war? Oder hatte einfach nicht damit gerechnet, dass Romi sehr wohl zu einem gewissen Mut fähig war? Hatte sie sich doch selbst in Erstaunen versetzt– und Selbstbewunderung– mit dem Schritt vor die Tür des Kommunen-Bungalows, die Hand zum Klopfen erhoben, wie hätte Nova wissen sollen, wann, ihres Erachtens, zu intervenieren gewesen wäre? Was war es schon mit der Emanzipation? Was war es schon mit dem Rausch? Wortgewandt zeigte er sich kaum, oder aufmerksam, auch sensibel nicht, und dennoch … Was war es schon mit dem Anspruch? Was war es schon mit der Lust? Was war es schon mit der Ehre? Ob einen oder hundert, machte das tatsächlich einen Unterschied? Nun, da sie die ersten gemacht hatte, mochten andere folgen; was spielte es für eine Rolle? Wonach?

Epilog

Das wievielte Mal ist es eigentlich gewesen?

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