Word, Libre Office, Papyrus Autor: Es gibt viele Schreibprogramme, die man als Autor nutzen könnte. Aber so richtig gut ist keins davon, oder? In diesem Artikel will ich die perfekte Lösung skizzieren.
Schreiben ist schwer genug. Software muss nicht auch noch gegen uns arbeiten.
Die meisten Textprogramme lieben verschachtelte Menüs und obskure Optionen mehr als produktive Nutzer. Ribbons, Icons, Dialoge – so viele Funktionen, die gefühlt nur drei Menschen auf der Welt jemals irgendwann gebraucht haben könnten. Dafür fehlen dann Essentials, sind nur mit Tutorials und Workarounds umsetzbar oder unter irreführenden Bezeichnungen in irgendwelchen Untermenüs versteckt.
Das geht besser!
Also, überlegen wir doch mal, wie das perfekte Schreibprogramm – nennen wir es den “Novel Writer Pro” (NWP) – aussehen müsste.
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Los geht’s …
Allgemeines
Bevor wir uns den Details widmen – nämlich dem Interface und den Funktionen –, wollen wir ein paar grundlegende Eigenschaften unseres perfekten Schreibprogramms klären.
Zunächst einmal sollte es meiner Meinung nach unbedingt eine Cloud-Lösung sein. Ich möchte schließlich von jedem Gerät aus auf mein Manuskript und meine Notizen zugreifen können: Wer weiß, wann der nächste Geistesblitz kommt! Eine browserbasierte App hätte außerdem den Vorteil, dass man ohne großen Aufwand ein Sharing-Feature hinzufügen könnte, mit dem sich Kopien von Dokumenten teilen lassen – mit Co-Autoren, Betalesern, Lektoren, Verlagen.
(Vielleicht würde es sogar Plattformen wie Wattpad unter Druck setzen, wenn Autoren ihre fertiggestellten Werke auf diese Weise teilen könnten und dabei noch ein paar Social-Media-Features wie Likes und Kommentare zur Verfügung stehen? Ich denke, das wäre gar nicht verkehrt.)
Beim Export von Dokumenten muss der Novel Writer Pro natürlich alle gängigen Dateiformate unterstützen – einschließlich HTML und TXT. So kann man flexibel auch in anderen Programmen damit weiterarbeiten.
Der NWP sollte, wenn möglich, nicht von irgendeinem Startup entwickelt werden. Um kontinuierliche Updates und dauerhaften Support zu gewährleisten, müsste, denke ich, schon ein etablierter Anbieter dafür verantwortlich sein. Klar, Startup-Teams sind fleißig und agil und so, aber 9 von 10 Startups scheitern nun mal (schon im ersten Jahr!), und wir wollen doch eine gewisse Zukunftssicherheit.
Was den Support betrifft: Eine E-Mail-Adresse, unter der man einen kompetenten Mitarbeiter erreicht, kann genügen. Allerdings gibt es bei dieser Art von Programm erfahrungsgemäß viele Fragen und Probleme, die immer mal wieder auftauchen, sodass ein Forum eine wunderbare Ergänzung zum Ticketsystem darstellt.
Interface
So, kommen wir nun zum Interface. Wie soll der Novel Writer Pro aussehen?
Ich würde sagen, das Design darf gerne minimalistisch sein. Das ist eigentlich immer gut. Ein Dark Mode scheint mir unnötig, schließlich wollen wir Schwarz auf Weiß schreiben, weil das dem Produkt, an dem wir arbeiten, am nächsten kommt.
Tabs müsste es geben, damit wir bequem zwischen Manuskript und (vielleicht mehreren) Notizen hin- und herwechseln können.
Die Symbolleisten sollten anpassbar sein. Wir schließlich alle unterschiedliche Workflows und Präferenzen. Natürlich sollte es alle Standardfunktionen wie Zoom, Fontauswahl, Textformatierungen und -ausrichtung geben.
Die Fonts würde ich übrigens gern ein wenig sortieren, vor allem um zwischen Serif- und Sans-Serif-Fonts zu unterscheiden oder schnell eine Monospace-Schriftart zu finden. Schriftarten, die im aktuell geöffneten Manuskript verwendet werden, sollten durch eine eigene Kategorie schnell wiederzufinden sein.
Was den Seitenhintergrund betrifft: Was haltet ihr davon, wenn der nicht rein weiß sein müsste, sondern es die Möglichkeit gäbe, verschiedene Papiertexturen auszuwählen? Nur so eine spontane Idee. Ich glaube, mir würde das sehr gefallen.
Die restliche Farbpalette des Programms – zum Beispiel die vordefinierten Schriftfarben, aber auch zum Beispiel die Farben von Unterschlängelungen bei Rechtschreibfehlern – sollten, wie es auch heute leider noch nicht selbstverständlich zu sein scheint, die knalligen bis hässlichen “HTML-Farben” (auch “Web Colours”, also #FF0000, #00FF00, #0000FF usw.) definitiv nicht beinhalten. Pastelligere Töne sind angesagt!
Am unteren Rand des Programmfensters sollten ein paar Zahlen angezeigt werden:
- aktuelle Seitennummer,
- Seitenzahl insgesamt,
- Anzahl Wörter Auswahl/Kapitel/Dokument,
… was man eben als Autor im Blick haben will.
Funktionen
Kommen wir nun zum wahrscheinlich wichtigsten Teil: den Funktionen.
Was soll der Novel Writer Pro denn eigentlich können?
Mir besonders wichtig: eine Stilanalyse à la Papyrus Autor. Um ehrlich zu sein, ist die Stilanalyse das einzige Feature, das ich wirklich an Papyrus Autor schätze, den Rest nehme ich eher in Kauf.

Die Analyse sollte vor allem Wortdopplungen erkennen und anzeigen. Der Scope, der dafür betrachtet wird, sollte jedoch nicht – wie bei Papyrus Autor – als Anzahl von Zeilen eingestellt werden können, die mindestens zwischen zwei gleichen (oder ähnlichen oder etymologisch verwandten!) Wörtern liegen müssen, sondern als Anzahl von Wörtern. Das ergibt viel mehr Sinn, da der Abstand in Zeilen natürlich stark von der Schriftgröße abhängt.
Auch eine Rechtschreib- und Grammatikprüfung darf natürlich in einem Programm dieser Art nicht fehlen. Ebenso wenig eine automatische Silbentrennung. Auch hier hätte ich Sonderwünsche, die eigentlich keine sein sollten: die Möglichkeit, dem Wörterbuch schnell und einfach eigene Einträge (inklusive Silbentrennung) hinzuzufügen.
Per Rechtsklick auf ein Wort würde ich im Übrigen gern Synonyme auswählen können.
Anderes Thema: In allen Schreibprogrammen, die ich bisher genutzt habe, waren einige Layouteinstellungen, etwa das Aktualisieren von Formatvorlagen (und damit geschriebenen Texten) sowie das Hinzufügen von Seitennummern auf ausgewählten Seiten, relativ kompliziert.

Als einigermaßen intelligenter Mensch komme ich damit nach ein bisschen Herumprobieren sicherlich zurecht. Im Novel Writer Pro, der auf das Schreiben von Romanen ausgelegt ist, sollten solche Einstellungen meines Erachtens aber absolut narrensicher sein. Wenn auch nur ein einziges Forenthema dazu auftaucht, hat der Entwickler etwas falsch gemacht. (Okay, das ist ein kaum erreichbares Ziel. Aber ihr wisst, wie ich es meine.)
Und schließlich wäre es noch eine große Erleichterung, wenn die Exportfunktion so gestaltet wäre, dass man einen Range von zu exportierenden Seiten oder Kapiteln eingeben kann – jede Agentur und jeder Verlag will’s ja irgendwie anders, und es ist, ehrlich gesagt, schon ziemlich nervig, diesen Anforderungen nachzukommen. Bonuspunkte gibt’s, wenn eine entsprechende Information, was genau der Export nun beinhaltet, automatisch dem Dateinamen hinzugefügt wird.
KI-Funktionen?
Kommen wir nun zu einem äußerst spannenden Thema: KI-Funktionen. Braucht der Novel Writer Pro so was?
Meiner Meinung nach auf jeden Fall!
Ich weiß, dass viele dieser neuartigen Technologie kritisch gegenüberstehen, und aus Künstlersicht ist das teilweise verständlich (auch wenn KI gerade in diesem Bereich auch große Vorteile hat). Trotzdem sollten wir uns das Leben als Autoren nicht schwerer machen als nötig. KI-Funktionen können verdammt nützlich sein und viel Zeit sparen.
Also, was würde ich mir an KI-Funktionen wünschen? Hier eine Liste, was die künstliche Intelligenz (idealerweise als Integration eines State-of-the-Art-Models wie GPT-5) im Novel Writer Pro leisten beziehungsweise generieren sollte:
- Brainstorming,
- Plothole-Check,
- Consistency-Check (beispielsweise Wetter, Uhrzeit, Kleidung),
- Umschreiben der Erzählperspektive,
- Kommentare zu den wichtigsten Momenten der Story (als eine Art Betaleser-Simulation; ich glaube, bei Grammarly gibt’s das sogar schon),
- Visualisierung von Figuren, Orten, Gegenständen, Szenen,
- Charakterbeschreibungen auf Basis des Manuskripts,
- Timeline der Handlung,
- Design eines vorläufigen Covers und
- passende Hintergrundmusik zum Schreiben (nicht ganz so wichtig).
Automatisch im Text markieren könnte die KI:
- Rechtschreib- und Grammatikfehler,
- (wahrscheinlich) falsch benutzte Wörter,
- unklare Bezüge und
- Wortdopplungen.
Einige dieser Dinge hatte ich bereits vorher genannt, allerdings könnte KI die Genauigkeit der entsprechenden Analysen sicherlich noch einmal steigern.
Per Rechtsklick auf Wörter, Sätze oder Absätze könnte die KI liefern:
- Synonyme bzw. alternative Formulierungen (wie bei DeepL Write),
- Erklärungen zur Symbolik,
- mögliche Leserfragen oder
- Übersetzungen.
Ich finde, eine Software ohne KI-Funktionen sollte es heute überhaupt nicht mehr geben.

Solange Autoren sich beim Schreiben nicht komplett auf die KI verlassen, sondern das eigentliche Werk weiterhin aus menschlicher Feder stammt, ist aus meiner Sicht alles in Ordnung.
Nice-to-haves
Kommen wir nun zu einigen (weiteren) Features, die der Novel Writer Pro gern haben darf, aber nicht unbedingt haben muss.
Da wäre zunächst einmal eine Datenbank von Entitäten zu nennen (Orten, Figuren, Gegenständen, Motiven etc.), in die man kurze Beschreibungen einträgt, die beim Hovern über das entsprechende Wort im Manuskript in einem kleinen Fenster angezeigt werden.
Zudem würde ich mich freuen, Labels und To-dos am Seitenrand verankern und mittels Shortcut ein- und ausblenden zu können. Vielleicht könnte man den Seitenrand selbst irgendwie einfärben – verschiedene Farben für verschiedene Teile der Geschichte (beispielsweise ein grüner Rand für Beschreibungen des Ortes, ein blauer Rand für das Auftreten neuer Figuren, ein roter Rand für Schlüsselmomente).
Ich würde das Einfärben des Seitenrandes wohl vorziehen, doch es könnte auch nicht schaden, wenn sich sowohl die Seitenhintergründe als auch die Hintergründe von Absätzen irgendwie einfärben ließen, und zwar so, dass es nicht absolut bescheuert aussieht. Also in sehr hellen Pastelltönen.
Zwar bin ich seit vielen Jahren begeisterter Notion-Nutzer und habe nichts dagegen, meine Notizen separat vom Manuskript zu managen, es wäre aber dennoch praktisch, auch innerhalb des Schreibprogramms auf ähnliche Weise Notizen anlegen zu können, das heißt: Seiten, die über den linken Rand navigierbar sind (mit Icon und Namen) und auf denen man formatierbaren Text einfügen kann (inklusive Listen mit Bulletpoints, Nummern oder Checkboxen).

Auch cool wären:
- eine Versionierung (auch von Kapiteln und Absätzen),
- Hinweise wie “geschrieben in den letzten 7 Tagen” sowie
- verschiedene Statistiken (geschriebene Wörter pro Tag, wie lange man insgesamt schon an einem Manuskript gearbeitet hat etc.).
So. Nun reicht es aber wirklich mit den Spinnereien.
Preis
Kommen wir zum Preis.
Das Wichtigste: Es darf kein Abo geben!
Der Novel Writer Pro wird einmal gekauft. Fertig. Die Grundversion gehört dir – dauerhaft – und deckt alles ab, was man zum Schreiben wirklich braucht.
Wer mehr möchte, erweitert die Lizenz modular. Es könnte zum Beispiel die folgenden optionalen Erweiterungen geben:
- Notizen-Paket (die Notion-Sache von eben)
- Datenbank-Paket (für Orte, Figuren, Gegenstände etc., inklusive Hover-Infoboxen)
- KI-Paket (für alle KI-Funktionen)
Auch diese Erweiterungen sind Einmalkäufe – es gibt keine laufenden Gebühren. Kein Nutzer mag so was.
Natürlich wird es zusätzlich zu den Erweiterungen auch Patches geben. Sie beinhalten Bugfixes, Sicherheitsupdates und kleinere Verbesserungen und werden innerhalb einer Hauptversion ohne Zusatzkosten zur Verfügung gestellt, so, wie man das bei fast jeder Software heute erwarten darf.
Bei größeren Versionssprüngen (also Major Releases) gilt es faire Konditionen: Bestandskunden zahlen deutlich weniger als den vollen Preis.

Ab und zu könnte es durchaus Rabattaktionen geben, aber das ist mir persönlich nicht so wichtig. Ich zahle gern den vollen Preis, wenn ich das Gefühl habe, ein fantastisches Produkt zu bekommen.
Was Testversionen betrifft: Brauche ich eigentlich nicht, kann aber auch nicht schaden. Sie helfen sicherlich, neue Kunden zu gewinnen, und da wir wollen, dass der Novel Writer Pro erfolgreich und langlebig ist, sind natürlich alle Maßnahmen zu begrüßen, die zur Verbreitung beitragen.
Fazit
Der – leider fiktive – Novel Writer Pro wäre das perfekte Werkzeug für Autoren: cloudbasiert, minimalistisch, aber erweiterbar, und von einem Anbieter, den es auch morgen noch gibt. Mit simplen Layout-Einstellung, Stilanalyse, vielfältigen Exportoptionen und, ja, auch KI-Hilfsmitteln, wenn man will, könnte er die Produktivität eines ambitionierten Schriftstellers aufs Maximum steigern.
Jetzt müsste ihn einfach mal jemand entwickeln …
Wie wär’s, wenn ihr diesen Artikel teilt, um die Chance darauf zu erhöhen?
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Was meint ihr, wäre der Novel Writer Pro was für euch? Welche Features fändet ihr besonders interessant, welche würden euch noch fehlen? Und auf welche könntet ihr eigentlich getrost verzichten?

Dieser Artikel beschreibt den idealen Roman-Writer – mit KI, benutzerfreundlichen Funktionen und Pastellfarben! Das wäre wirklich das Perfekte für mich als Autor. Vor allem die Stilanalyse und die KI-Vorschläge wären Gold wert. Passt genau, was ich mir gewünscht hätte!
Dieser Artikel ist wirklich inspirierend! Die detaillierten Wünsche zum Novel Writer Pro sind toll, besonders die KI-Funktionen und die benutzerfreundlichen Features. Ein tolles Konzept für die perfekte Autorensoftware!
Ich finde das Produkt interessant. Schade nur, dass du unter dem Punkt “Preis”, keine Angabe zum Preis aufgelistet hast, wie die Überschrift es andeutet. Bitte da etwas nachbessern. Danke sehr.
Hallo Patrick,
vielleicht ist die Software Novelwriter etwas für dich? Es gibt sie kostenlos für Windows, Mac und sogar Linux, mit dem ich seit vielen Jahren arbeite. Papyrus Autor kenne ich auch, leider läuft die neueste Version viel schlechter unter Linux als früher. Daher habe ich einiges ausprobiert. Bibisco finde ich auch noch ein gutes Programm für Autoren.
Herzliche Grüße und viel Spaß beim Schreiben wünscht
Angelika Lensen
Vielen Dank für die Tipps! Ich werde mir beide Apps mal anschauen. 🙂